Von Almut Andreae: Kunst, paarweise
Malerei, Zeichnung und Fotografie von Bert Düerkop und Verena Vernunft im Kunsthaus Potsdam
Stand:
Künstlerpaare – das klingt schon von der Vorstellung her spannend. Die Lust, beide Partner im Hinblick auf Übereinstimmung und Unterschiede in ihrer Kunst zu vergleichen, stellt sich beinahe reflexartig ein. Gelegenheit dazu gibt es derzeit in der Ausstellung „A Casa und Bösekopf“ im Kunsthaus Potsdam. Malerei, Zeichnung und Fotografie von Bert Düerkop und Verena Vernunft werden hier einander gegenübergestellt. Die Ausstellung bildet den Auftakt einer vom Kunstverein unlängst initiierten Reihe, mit der im Kunsthaus in größeren Abständen weitere Künstlerpaare vorgestellt werden sollen.
Das Künstlerpaar Düerkop-Vernunft lebt und arbeitet abwechselnd in Hamburg und in Ligurien. Vera Vernunft erzählt, dass ihr die Bildideen vor allem in Italien kommen. Italienische Titel wie „A Casa“ oder „Rete“, mit denen sie ihre Serien überschreibt, verdeutlichen dies. Während in Italien überwiegend Skizzen und Zeichnungen entstehen, bietet das geräumige Hamburger Atelier bessere Bedingungen für die Ölmalerei und das große Format. Verena Vernunft liebt, wie sie es ausdrückt, „den Sprung zwischen dem großen und kleinen Format“. So wie auf sie und ihren Mann auch der Wechsel zwischen Ligurien und Hamburg stimulierend auf Kunst und Leben wirkt.
In der Potsdamer Ausstellung erhält die Farbflächenmalerei in verhaltener Tonalität von Verena Vernunft gegenüber ihrer Zeichnung mit Abstand das größere Gewicht. In akkurater Manier fügen sich in ihrer Ölmalerei Farbfelder und Farbinselchen zu Kompositionen, die nur vereinzelt konkrete Anhaltspunkte wie einen Hochspannungsmast oder das knorrige Geäst eines Baumes bieten. Perspektiven, die in der Landschaftsmalerei für gewöhnlich räumliche Orientierung bieten, sind bei Verena Vernunft nivelliert. Ihre Landschaftsbilder entziehen sich einer klaren Zuordnung von vorne und hinten. Dass es in ihrer Malerei thematisch vor allem um die Landschaft in ihrer vielfältigen Ausprägung geht, spiegelt sich sowohl in den Titeln als auch im kompositorischen Aufbau der Gemälde unmissverständlich wider. Durch das optisch verwirrende Spiel der sich in alle Richtungen verzweigenden Linien und gezackten Umrisse muten diese stark abstrahierten Landschaften gleichzeitig wie Vexierbilder an.
Nicht nur die Gegenüberstellung der Kunst von Maler und Malerin macht diesen Ausstellungsbesuch lohnend. Gerade im Falle von Verena Vernunft bieten sich auch ihre Ölmalerei und ihre Zeichnungen zum Vergleich an. Das grafische Element der ihren Stil auszeichnenden Handschrift kann sich in der sparsam kolorierten Ölkreidezeichnung mit großer Leichtigkeit virtuos entfalten. Dynamisch und beschwingt erhebt sich die sinnliche Linie in der Zeichnung über die vergleichsweise konstruiert, beinahe versiegelt anmutende Leinwandmalerei.
Noch einmal gänzlich anders wird der Eindruck der ligurischen Landschaft und anderer Motive in den Bildern Bert Düerkops mit Form und Farbe dekliniert. Der augenfälligste Unterschied zur Malerei von Verena Vernunft besteht in der Farbintensität seiner Gemälde. In den gepinselten und teilweise verwischten Malspuren, in den zahlreichen Übermalungen und Farbschichtungen offenbart sich dem Betrachter der Prozess der Bildentstehung. Demnach scheint sich die Malweise Düerkops, plötzlichen Regungen folgend, spontan und impulsiv zu vollziehen. Tatsächlich ist diese von großen Gesten getragene Malerei jedoch kontrollierter als man denkt. Denn, so Frank Michael Zeidler in seiner Laudatio bei der Ausstellungseröffnung, Bert Düerkop nimmt sich für seine Bilder durchaus viel Zeit. Oft entstehen sie über zahlreiche Umwege, werden immer wieder gedreht und gewendet, bis die Komposition dem inneren Bild entspricht. Am Ende der Suche entsteht bei Düerkop im Bildinneren so etwas wie ein Herz, eine Insel, ein klar auszumachendes Zentrum. Ganz anders nicht nur angesichts seiner Fotoserie „Das schöne Hässliche“, die sich eher schwer in die Ausstellung fügt, sondern auch im Unterschied zu dem vorzugsweise asymmetrisch gepolten Gestaltungswillen seiner Frau.
Noch bis zum 21. März, mittwochs, 11-18 Uhr, donnerstags und freitags 15-18 Uhr, samstags und sonntags 12-17 Uhr, im Kunsthaus, Ulanenweg 9 (Zufahrt Jägerallee)
Almut Andreae
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: