„Inter-Mezzo“: Bunter Kunstmix in Inter-Galerie Kunst, in der es nicht an erster Stelle um die Innenwelt des Künstlers geht, die er nach außen kehrt, als allgemein gültiges Exempel. Installationen, Malerei und Fotografie, die vielmehr nach außen blickt, die Welt betrachtet und künstlerisch reflektiert. Solche Art von Kunst hat Kurator Erik Bruinenberg in der Ausstellung „Inter-Mezzo“ in der Inter-Galerie zusammengestellt. Bruinenberg, der sich in Potsdam als Ausstellungsmacher für das Waschhaus einen Namen gemacht hat, präsentiert elf Künstler, die in seiner neuen Galerie schon zu sehen waren oder demnächst gezeigt werden. Mit Arbeiten, in denen sich Konflikte zwischen Kulturen widerspiegeln, Einsamkeit in unserer Gesellschaft und das Leben. Darunter der Niederländer Jan Commandeur mit seiner farbreichen, fast grellen Malerei, der Iraker Talal Refit mit seinen politischen Kunstobjekten, Michael Timpson aus den USA mit seinen kunstvollen Fotografien und Susanne Ramolla aus Potsdam mit ihren Struktur-Blätter-Bildern. „The thought is bleeding“, der Gedanke blutet, hat Talal Refit vieldeutig eine seiner Arbeiten überschrieben. Hinter einem kaum sichtbarem Gitter sieht man nebeneinander zwei weiße Körper, ohne Arme, Beine und Kopf. Auf dem schwarzen Untergrund schimmern sie wie Röntgenbilder. „Verletzend“, „hurt“, injured“, „Wunde“ ist in weißer runder Schrift auf dem einen Korpus aufgelistet. Wie aus einem Wörterbuch abgeschrieben. Der andere ist mit arabischen Schriftzeichen bedeckt. Man vermutet: mit ähnlichen Begriffen wie der englisch-deutsche Korpus. Ein ästhetisches Schwarzweiß, das die Verletzungen auf beiden Seiten bildhaft umsetzt. Die arabische Welt und die westliche. Die „Körper“ stehen nebeneinander, ein zugehen aufeinander ist nicht möglich, sie sind parallel ausgerichtet, ohne zusammenzutreffen. Eine einfach gestaltete Arbeit – mit viel Wirkung. Ähnlich simpel gebaut ist das Werk „Nearly Bagdad“. Refit lässt Dartpfeile mit Amerikaflagge auf eine Zielscheibe fliegen, die mit blauen Rosen umrahmt ist. Haupttreffer ist Bagdad. Ebenso simpel und aussagekräftig wie Refits Werke kommt die Installation „Neon (blau)“ von Jan Henderikse daher. Eine Lichtröhre als Rahmen für einen Text, der einem Zeitungsinserat ähnelt: Jemand möchte die Person wiederfinden, die ihm im Zug am Samstag um 4.30 Uhr so nett zugelächelt hat. Ein Fremder, der zum Traumbild wird. Ein flüchtiges Lächeln als Zeichen der Verbundenheit. Einsamkeit oder Liebe auf den ersten Blick? Besonders sehenswert ist auch die Schwarz-Weiß-Malerei des Erfurter Künstlers Carl Weitzmann, der ab Ende August in der Galerie gezeigt wird. Unter dem Titel „Gender“ hat er zwei weiblich wirkende, hübsche Gesichter herangezoomt, eines vorne, eines versetzt dahinter. Handschriftlich steht in einem Fließtext unter dem Bild: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ Fünf Ausstellungen hat Bruinenberg seit Anfang des Jahres in der einstigen Ticket-Galerie organisiert. Der Kurator, der selbst Malerei studiert hat, will in den Räumen eine Bandbreite an Kunst zeigen, sich nicht auf ein Genre beschränken. „Solche Galerien braucht Potsdam noch“, ist er sicher: „Man muss der Sache nur genug Zeit geben.“ Nach dem ersten halben Jahr ist der Kurator ganz zufrieden. Er sei in einer „Probierphase“ und habe noch kein festes Publikum. Aber das kommt, meint er, wenn er den roten Faden für seine Galerie gefunden hat. Eine breite Mischung an Kunst. In der aktuellen Schau ist Bruinenberg ein interessanter wie anspruchsvoller und abwechslungsreicher Mix gelungen: Es macht Spaß, sich auf die verschiedenartigen Objekte einzulassen, von Werk zu Werk zu springen und inspiriert zu werden. Marion Hartig Di bis Fr 14 bis 17 Uhr, bis 20. August
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