Kultur: Künstleraustausch, wo steckst du?
Die Ausstellung „Zeichen & Bilder“ im Pavillon auf der Freundschaftsinsel
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Vielleicht war die Erwartungshaltung dann doch zu groß. Am Dienstag hatte der Verein Teehausgalerie Potsdam e.V. in den Pavillon auf der Freundschaftsinsel geladen, um das Projekt „Künstleraustausch Tangshan 2010 in Potsdam“ vorzustellen. Fünf Künstler aus China waren für eine Woche nach Potsdam gekommen, um zusammen mit Künstlern aus Potsdam und Berlin unter dem Motto „Zeichen & Bilder“ in einen Austausch zu treten, dessen Ergebnisse in einer Ausstellung präsentiert werden sollten.
Von Konfrontation auf künstlerischer Ebene, von einem Experiment mit offenem Ausgang sprachen die Veranstalter. Und während man die chinesischen Künstler dabei beobachtete, wie sie traditionelle Pferdebilder mit eleganten Pinselstrichen über hauchdünnes Reispapier laufen ließen, wuchs die Neugier, was in den kommenden Tagen des gemeinsamen Arbeitens wohl entstehen würde. Was dann am Samstag im Rahmen des chinesischen Kulturfestes „Feuer und Wasser“ auf der Freundschaftsinsel in der Ausstellung im Pavillon gezeigt wurde, ließ einen dann doch ziemlich ratlos zurück.
Die traditionellen Pferdebilder, das wilde und entschlossene Galoppieren eines schwarzen und eines weißen Pferdes, sind in der Ausstellung zu finden. Sie sollen das kurze aber umso intensivere Zusammengehen der beiden Länder Deutschland und China während des „Künstleraustausch Tangshan 2010 in Potsdam“ symbolisieren. Es finden sich noch weitere Variationen zu diesem Thema, vorwiegend von dem Künstler Gong Chunhu. Kaum zu überschauende Pferdeherden, ein wimmelndes Schwarz von Tusche auf kleinem Format, immer wieder eine Einladung, sich auf dieses Treiben, diesen unbändigen Lebenswillen einzulassen.
Dann sind da zahlreiche Aquarelle zu sehen. Ein kurzes Spiel der Verwirrung. Denn auf den ersten Blick glaubt man hier europäische Künstler am Werk. Doch die Porträts und Landschaftsansichten haben die chinesischen Künstler gemalt. Nicht in den Tagen in Potsdam, sondern schon in den Jahren vorher in ihrer chinesischen Heimat. Somit ist die Ausstellung „Zeichen & Bilder“ vor allem eine Werkschau der fünf Gastkünstler. Der kostenlose Katalog ist schön anzuschauen, aber da bis auf die kurzen biografischen Hinweise in Englisch zu den einzelnen Malern alles durch chinesische Schriftzeichen erklärt wird wenig hilfreich.
Auch der Beitrag der Künstler aus Berlin und Potsdam zeigt Bekanntes und Fragwürdiges. So hängt in einer Ecke ein aufgeklappter Pappkarton, in den geknülltes Papier geklebt ist. Die Installation mit dem Titel „Meine blaue Stunde“ kommentierte eine verärgerte Besucherin wie folgt: „Ich würde mich schämen, so etwas in eine Ausstellung zu hängen.“
Beim zweiten Rundgang durch den kleinen Pavillon entdeckt man dann an einem der großen Fenster eine Stock, an dem zahlreiche gefaltete Papierflugzeuge, mal bemalt, mal beschriftet, hängen. Und langsam dämmert es einem, dass dies ein Ergebnis des Projekts „Künstleraustausch Tangshan 2010 in Potsdam“ sein könnte. Dirk Becker
Die Ausstellung „Zeichen & Bilder“ ist bis zum 16. August, Mittwoch bis Freitag, 12-17 Uhr, Samstag und Sonntag, 12-18 Uhr, zu sehen
Dirk Becker
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