Kultur: „Kurz, aber qualitativ gut“
Ende August geht das Literaturfestival „Lit:Potsdam“ in die zweite Runde
Stand:
Frau Graf, der Verein lit:pots e.V. hat eine zweite Auflage des Literaturfestivals „Lit:Potsdam“ angekündigt. Es soll am letzten Ferienwochenende vom 22. bis 24. August stattfinden.
Ja, drei tolle Tage zum Ferienabschluss, das ist doch großartig.
Die Auftaktveranstaltung im vergangenen Jahr dauerte ebenfalls drei Tage, für 2014 war ein zehntägiges Festival angekündigt. Warum konnten Sie diese Idee nicht umsetzen?
Weil wir leider nicht mehr Geld bekommen haben. Uns steht genauso viel zur Verfügung wie im vergangenen Jahr. Das Budget von etwa 100 000 Euro decken wir je zur Hälfte mit Fördermitteln von Stadt und Land sowie Spenden. Wir hatten gehofft, dass es durch den großen Erfolg 2013, der sich auch in der Presse so widerspiegelte, leichter werden würde, umfangreichere Mittel zu akquirieren. Das war leider nicht so. Dann haben wir entschieden: Lieber ein kurzes, aber qualitativ gutes Programm anbieten. Das Ziel bleibt dennoch, künftig ein Festival von einem Wochenende bis zum nächsten Wochenende zu veranstalten und dabei verstärkt die Schulen mit einzubeziehen. Wir würden uns freuen, wenn dann auch in den Schulen Lesungen stattfinden könnten.
Im vergangenen Jahr waren manche Veranstaltungen sehr gut besucht. Andere, wie die für Kinder auf dem Gelände des Rundfunks Berlin-Brandenburg, dagegen eher weniger gut. Was machen Sie in diesem Jahr anders?
Das rbb-Gelände ist ja riesig, dort wirkte manches trotz guten Publikumszuspruchs vielleicht verloren. Für die kleinen, intimen Veranstaltungen war das nicht ideal. Aber wir haben ja in Potsdam eine unendliche Auswahl an schönen Orten und Möglichkeiten. Diesmal haben wir uns kleinere, überschaubare Räume ausgesucht: beispielsweise die Villa Jacobs und das Palais Lichtenau.
Wie sind Sie auf diese Orte gekommen?
Auf das Palais Lichtenau hat uns das Hans Otto Theater aufmerksam gemacht, im Theater selbst kann aufgrund der Sommerpause 2014 nichts stattfinden. Im Palais gibt es prächtig ausgemalte Räume, die auch für Lesungen genutzt werden können. Und die Villa Jacobs am Wasser ist einfach wunderschön gelegen, allein der Weg dahin führt so romantisch am Wasser entlang. Die Villa ist in Privatbesitz, aber wir dürfen Garten und Park nutzen. Dort gibt es für Ausflügler dann auch Picknickkörbe mit Decken und Verpflegung.
Auf welche thematischen Schwerpunkte dürfen sich die Potsdamer freuen?
Viele Programmlinien von 2013 haben wir übernommen, zum Beispiel die „Überlebensstrategien“, eine Lesung Brandenburger Autoren. Es wird auch wieder sehr spannende Veranstaltungen für Kinder sowie den Büchermarkt geben. Der fand einen sehr guten Anklang.
Bei der Abschlussveranstaltung im Brandenburgischen Literaturbüro widmen Sie sich mit dem Ersten Weltkrieg einem Thema, mit dem sich in diesem Jahr viele auseinandersetzen.
Ja, wir wollten so eine Art Rückblick, denn ohne Erinnern keine Zukunft. Es wird aber bei Weitem kein Fachvortrag. Schauspieler vom Berliner Maxim-Gorki-Theater gestalten den Abend mit „patriotischen Liedern“.
Was gibt es Neues in diesem Jahr?
Neu ist, dass wir mit Hans-Magnus Enzensberger einen „Writer in Residence“ gewinnen konnten. Er wird vier Tage in Potsdam bleiben, das Festival begleiten, sich selbst mit Potsdam auseinandersetzen. Er ist quasi der Spiritus Rector. Das wollen wir im kommenden Jahr fortsetzen und haben schon die Zusage eines international bekannten Autors. Neu ist weiterhin die Aktion „kidsbook“. Ab sofort können Kinder und Jugendliche ihre eigenen Texte, Tagebuchaufzeichnungen, Gedichte, Geschichten dafür einreichen. Daraus entsteht dann ein E-Book, das am Samstag, dem 23. August, präsentiert wird. Das kann man sich dann kostenlos herunterladen.
Wie soll es in den kommenden Jahren mit dem Festival „Lit:Potsdam“ weitergehen?
Wir würden 2015 gern die Dauer ausdehnen, falls wir mehr finanzielle Mittel dafür bekommen. Aber wir sind noch nicht so prominent, dass das so einfach geht, private Sponsoren auf uns aufmerksam werden. Wir sind bisher ein kleines, aber feines Festival – mit einem dichten Programm und tollen Autoren. Und hoffen, dadurch private Sponsoren zu animieren, das Festival zu unterstützen.
Das Gespräch führte Steffi Pyanoe
Weitere Informationen unter
www.litpotsdam.de
Karin Graf, 61, ist Germanistin und Mitinhaberin der Berliner Literatur- und Medienagentur Graf & Frey, die im Auftrag des Vereins lit:pots e. V. das Literaturfestival „Litpotsdam“ organisiert.
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