Kultur: Laufenbergs letzte Spielzeit
Das Hans Otto Theater stellte seine Saison 2008/09 vor / 25 Premieren sind geplant, auch zwei Opern
Stand:
Zunächst sollte Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“ die letzte Regiearbeit des Intendanten Uwe Eric Laufenberg am Hans Otto Theater sein. Doch nun wird er, bevor er zum Opernhaus Köln wechselt, noch im Mai 2009 eine Tschechow-Komödie auf die Bühne bringen: „Der Kirschgarten“. Auf der gestrigen Jahrespressekonferenz des Potsdamer Theaters kündigte Laufenberg an, dass im Juni des nächsten Jahres 20 erfolgreiche Inszenierungen aus seiner Ära noch einmal und letztmalig über das neue Haus am Tiefen See gehen werden. „Wir werden ein großes Theaterfest feiern“, so der Intendant. Er gehe davon aus, dass Tobias Wellemeyer als sein Nachfolger als Intendant alle Aufführungen absetzen und einen Teil des Ensembles neu besetzen werde. So ist es bei einem Intendantenwechsel üblich, sagte Laufenberg.
In seiner letzten Potsdamer Spielzeit wird das Ensemble zehn Schauspiel- sowie zwei Musiktheater-Premieren herausbringen. Zudem werden 15 Stücke wiederaufgenommen, darunter Goethes „Faust. Der Tragödie erster Teil“, „Die Satanischen Verse“ nach dem Buch von Salman Rushdie sowie „Filumena“ von Eduardo De Filippo mit Angelica Domröse und Winfried Glatzeder in den Hauptrollen. Hinzu kommen 13 Premieren und zwölf Wiederaufnahmen im Kinder- und Jugendtheater, das überwiegend in der Reithalle A seine Aufführungen bestreitet. Auch der erfolgreiche Theaterjugendclub trägt mit szenischen Auseinandersetzungen von vorwiegend aktuellen Fragen zur erfrischend farbigen Spielplangestaltung des Theaters bei.
Tradition haben in Potsdam Dramatisierungen von Fontane-Stücken. Und dies mit nachhaltigem Erfolg. Nach „Frau Jenny Treibel“ und „Effi Briest“ ist für September die für eine Bühnenfassung wohl nicht leicht zu bewältigende Altersprosa „Der Stechlin“ vorgesehen. Den durchaus kritischen Blick des alten Stechlin auf Preußen ermöglicht die Dramatisierung von Roland Schäfer, der auch für die Inszenierung verantwortlich ist. Preußische Geschichte aus der Zeit Friedrich des Großen wird dann noch einmal im April 2009 lebendig, mit einer Bühnenfassung des Romans „Trenck“ von Bruno Frank (Regie: Andreas Morell). Schillers „Maria Stuart“ (Regie: Petra Luisa Meyer), Oscar Wildes „Ein idealer Gatte“ (Regie: Tobias Rott), „Dantons Tod“ von Georg Büchner (Regie: Petra Luisa Meyer) werden unter anderen neu inszeniert. Auf Anregung und nach einem Konzept der Vorsitzenden des Förderkreises des Theaters, Lea Rosh, kommt das Stück „Staats-Sicherheiten“ über die Schicksale von 15 Insassen der Stasi-Gefängnisse Berlin-Hohenschönhausen und der Potsdamer Lindenstraße auf die Bühne (Regie: Clemens Bechtel). Wie die Publizistin auf der Pressekonferenz sagte, werden die ehemaligen Häftlinge ihre Geschichten von Fluchtversuch,Widerstand und Inhaftierung selbst schildern.
Mit Spannung kann man auch die Neuproduktionen des Kinder- und Jugendtheaters (Leitung: Andreas Steudtner) erwarten: von Shakespeares „Othello“, Sartres „Die Fliegen“ über die Geschichte vom Kater Zorbas, den Einblick in die Werkstatt der Schmetterlinge bis hin zum Weihnachtsmärchen „Hänsel und Gretel“.
Uwe Eric Laufenberg verabschiedet sich nach fünf Jahren im Sommer 2009 mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Er sei sehr gerne in Potsdam. Das Theater habe aber zwar viel Kraft gekostet, „Mut und Verrücktheit“ gefordert, sagte Laufenberg mit Blick auch auf die provisorischen Spielstätten bis zur Eröffnung des neuen Theaterhauses am Tiefen See im Herbst 2006. Das neue Haus werde sehr gut angenommen. Im vergangenen Jahr zählte man 132 000 Besucher die Aufführungen. Das Theater kam damit auf eine Auslastung von rund 84 Prozent. 2006 hatte das Theater erstmals mehr als 100 000 Besucher gezählt.
Kritik äußerte Laufenberg an der Landesregierung. „Das Land Brandenburg sollte sich schämen für seine geringen Kulturausgaben“, sagte der Intendant. Das Land verweise gerne auf das kulturelle Angebot in Berlin und investiere stattdessen lieber in den Sport. Die Kultur sollte stärker als bisher Thema der Politik werden.
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