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Engagierte sich für lebendiges Musiktheater: Rita Weber-Westphal.

© Andreas Klaer

Von Klaus Büstrin: Lebenselixier Singen

Der Sopranistin, Regisseurin und Gesangspädagogin Rita Weber-Westphal zum 80. Geburtstag

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Sich ganz und gar der Aufgabe widmen, die ihr anvertraut ist, das gehört auch zu Rita Weber-Westphals Lebensphilosophie. Im alltäglichen Leben und im Beruf. Die Jahre, in denen sie täglich im Theater oder an der Hochschule gefordert war, sind längst vorbei. Doch wenn junge Menschen heute zu ihr kommen, um sich von ihr stimmbildnerisch beraten zu lassen, dann ist sie mit allen Sinnen bei dem „singenden Menschen“, der vor ihr steht. Und sie schätzen es, dass die Lehrerin so wunderbar individuell reagiert und ihnen vor allem dabei hilft, nie aufzuhören, dem persönlichen Idealton zu vertrauen, der persönlichen Schönheit der eigenen Stimme ebenso, weil nur die Identität des Klangs und der Persönlichkeit die Zuhörer in den Bann ziehen kann.

Rita Weber-Westphal ist eine beliebte Gesangspädagogin. Viele ehemalige Studenten, die bei ihr an der Pädagogischen Hochschule, heute Universität Potsdam, in die Lehre gingen, sind mit ihr verbunden. Sie verstand es immer wieder, die Liebe zur Musik und vor allem zum Gesang bei jungen Leuten zu entfachen. Das hatte sie selbst in ihrem Elternhaus im vorpommerschen Demmin erfahren. Der Vater, Klavierbauer und -stimmer, leitete jahrelang erfolgreich die Liedertafel der Stadt. Und so war Musik natürlich auch zu Hause immer ein wichtiges Thema. Tochter Rita studierte schließlich Gesang an der Ostberliner Musikhochschule. Es war ihr Wunsch, eines Tages als Opernsängerin auf der Bühne zu stehen. Doch ihre Hochschulerfahrungen waren nicht immer die allerbesten, denn manchmal hatte sie den Eindruck, dass das Studium des Marxismus-Leninismus vor der Gesangsausbildung Priorität hatte.

Aber trotzdem wurde Rita Weber Sängerin. 1956 ging sie in ihr erstes Engagement an das Theater in Görlitz. Zwei Jahre später kam sie an das Potsdamer Hans Otto Theater. An dieser Bühne, die von dem legendären Intendanten Gerhard Meyer geleitet wurde, sang sie als Soubrette im Tournee Ensemble. Mit der kleinen Truppe fuhr sie durch das märkische Land. Man spielte Opern, Operetten und musikalische Lustspiele, oftmals in dafür unzureichenden Landgasthäusern, Turnhallen oder Kulturhäusern. Aber alle Mitglieder des Ensembles spürten, die Menschen in den Dörfern und kleinen Städten dursteten nach künstlerischen Erlebnissen. Unzählige Partien ihres Fachs konnte sie hier singen, eine große Breite des Musiktheaters.

Anfang der sechziger Jahre wurde das Tournee Ensemble aufgelöst, Rita Weber neben anderen Kollegen ins Stammhaus in der Zimmerstraße übernommen. Hier sang die Sopranistin mit ansteckender Sing- und Spielfreude unter anderen die Despina in Mozarts „Cosi fan tutte“, die Papagena in „Die Zauberflöte“ oder die Titelpartie in „La Périchole“ von Offenbach. Man spürte in all ihren Rollenauslotungen die Leidenschaftlichkeit, mit der sie sich dem Theater widmete. Doch die Rollenangebote in Potsdam waren nicht immer befriedigend. Und so ging sie an das Theater der Lutherstadt Wittenberg. Dort wurde Rita Weber von dem Intendanten Helmut Bläss gefördert. Sie konnte große Partien singen, die ihr in Potsdam weitgehend vorenthalten wurden. Und vor allem: endlich konnte sie der Begeisterung des Regieführens frönen. Mit großem Erfolg. Doch 1971 verließ die Sängerin und Regisseurin Wittenberg, denn das Reisen zwischen beiden Städten wurde mit der Zeit immer anstrengender, zumal die Familie in Potsdam lebte. Rita Webers Mann war Oboer am Potsdamer Theaterorchester.

Sie bewarb sich wieder am Hans Otto Theater. Dort war aber keine „Planstelle“ als Sängerin offen. So entschied sich die Künstlerin, ein Engagement als Regieassistentin mit Spielverpflichtung einzugehen. Doch auch das Regiepult überließ man ihr hin und wieder, vor allem Musiktheaterstücke für Kinder. Da konnte man ihre unbändige Fantasie bei der szenischen Gestaltung bewundern.

Gut zehn Jahre war sie am Hans Otto Theater. Danach erhielt sie einen Lehrauftrag an der Pädagogischen Hochschule in Potsdam. Nun konnte sie ihr gesangspädagogisches Talent an die Frau und an den Mann bringen. Nicht nur das ABC des Singens vermittelte sie den Studenten, sondern sie wusste die jungen Leute zu begeistern, das Erlernte auch in der Praxis auszuüben. Neben Liederabenden gab es auch kleine Operninszenierungen, die schließlich zur Gründung des erfolgreichen Kindermusiktheaters (KiMuThe) im Treffpunkt Freizeit Ende der achtziger Jahre führte.

Rita Weber-Westphal hat sich für ein lebendiges Musiktheater in Potsdam und für den sängerischen Nachwuchs mit Freude engagiert. Sie achtete stets selbst darauf, dass auch im Rentenalter das Singen Lebenselixier bleibt und man damit Freude weitergeben kann. Sie war bis vor kurzem – wunderbar bei Stimme – jahrelang Mitglied im Chor International. Heute feiert die Künstlerin ihren 80. Geburtstag.

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