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Kultur: Leidenschaft auf italienisch

Björn Casapietra geht mit seiner Mutter Celestina auf Tournee / Auftritt morgen in der Erlöserkirche

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Björn Casapietra geht mit seiner Mutter Celestina auf Tournee / Auftritt morgen in der Erlöserkirche Von Peter Buske Ein Name wie Musik: Björn Casapietra. Er zergeht auf der Zunge, schmeichelt sich den Ohren ein und gehört zu einem 34-jährigen attraktiven Sänger und Schauspieler deutsch-italienischer Herkunft, dem die Gene ein Leben in Musik bestimmt haben. Wie das? Sein Vater war Herbert Kegel, legendärer Chefdirigent der Dresdner Philharmonie. Von ihm habe er mehr ererbt, als er dachte, gibt Björn Casapietra im Gespräch unumwunden zu. Es sind Ehrgeiz, Disziplin, Ordnungssinn und eine gewisse Emotionalität. Die Vitalität dagegen stammt von Mama Celestina Casapietra, die jahrzehntelang an der Deutschen Staatsoper Unter den Linden engagiert war und von ihrem Publikum heiß und innig geliebt wurde. Wer erinnerte sich nicht gern an ihre hinreißende Fiordiligi und Donna Elvira in den Mozart-Opern „Cosi fan tutte“ und Don Giovanni“?! Sie war nicht nur in Antonio Salieris „Prima musica e poi le parole“ eine Primadonna vom Scheitel bis zur Sohle, sondern auch im real existierenden Leben – impulsiv, leidenschaftlich, großer Gefühle und Gesten fähig. Als Björn 13 Jahre alt ist, lassen sich die Eltern scheiden. Er, der 1970 in Genua geboren wurde, bleibt bei der Mutter. Von ihr, sagt caro figlio, habe er seinen Sinn für Schönheit und Romantik, für''s Genießen, das Verständnis, auch Weichheit in seinem Leben zuzulassen, mit auf den Weg bekommen. „Ich bin die gelungene Mischung aus beiden Elternteilen!“ Davon kann man sich bei seinem Konzert „Leidenschaft auf italienisch“ überzeugen, das er zusammen mit seiner Mutter am Donnerstag in der Erlöserkirche gibt. Mit diesem Programm geht er zum ersten Mal auf eine Tournee, die nach der Berlin-Premiere und dem Potsdam-Stopp noch nach Magdeburg, Leipzig, Dresden, Chemnitz, Halle und Erfurt führen wird. Obwohl jeweils in Gotteshäusern vorgetragen („weil die Akustik gut ist und man keine Mikros braucht“), gehöre das Dargebotene nicht zum Genre der Kirchenkonzerte. „Es soll vielmehr ein Abend werden“, sagt er, „an dem die Leute auch lachen können“. Per Moderation. „Wir wollen uns nicht zu ernst nehmen und die Musik auch nicht, aber sie doch mit gebührendem Respekt behandeln.“ Es werden Opernarien wie „La donna e mobile“ aus Verdis „Rigoletto“ und „La mamma morta“ aus „Andre Chenier“ von Umberto Giordano, das Liebesduett aus „Othello“, neapolitanische Lieder, das Bizetsche „Agnus Dei“ und Titel von seiner CD „Silent Passion“ erklingen. Dieses Album sei sehr persönlich geworden, „mit vielen Verbindungen zu meinem Leben und einer eher elegischen Grundstimmung“, sagt Björn Casapietra. Ob im Konzert oder beim Silberscheibenhören sollen Menschen abschalten können, „sich in eine wohlige, romantische, leidenschaftliche Welt versetzen lassen.“ Fühlt er sich deshalb als Schmusesänger? „Ach wissen Sie, Schmusen finde ich wunderschön, aber Schmusesänger...?! Nein, ich bin ein junger Tenor, der seinen Weg geht – nicht über die Provinz wie früher, sondern durch die Medien.“ In denen hat er sich reichlich getummelt. Der begabte Bursche sang Punk, Gospel und Musical, trat in bekannten Berliner Etablissements wie „Bar jeder Vernunft“, „Chamäleon“ und „Wintergarten“ auf, tingelte mit italienischen Liedern durch Deutschland, kehrte jedoch nach dringlichem Wunsch seiner Mutter in die klassische Welt des Gesanges zurück, nahm 1992 sein Gesangsstudium an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ auf. Weitere Ausbildungsstunden nahm er bei Prof. Ruggiero Orofino in Mailand, der ihn „wieder so richtig auf den Weg des Tenors“ brachte. Doch die Versuchungen, vom „rechten Wege“ abzukommen, lauerten überall. Er wurde fürs Fernsehen entdeckt. Er absolvierte Werbeauftritte (u.a. als Ferrero-Küsschen-Mann), spielte in einem SAT1-Krimi, in Serien bei ARD und RTL, drehte seinen ersten Kinofilm „Der Dolch des Batu Khan“... Über all diesen Erfolgen als Schauspieler verliert Björn Casapietra jedoch sein eigentliches Ziel nie aus den Augen – die Opernbühne. Dafür sorgt schon die Mama. Sie habe jede Folge der ZDF-Serie „Nicht ohne meinen Anwalt“ gesehen, erinnert sich der Sohn, und rief mich jedes Mal begeistert an. „Doch dann kam immer die Frage: Und was ist mit Gesang? Gab ich Konzerte in der Berliner Philharmonie oder trat als Alfred in Verdis „La Traviata“ in Mailand und Monza auf, fragte sie mich: Und wann kommst du wieder im Fernsehen?“ Seinen Ehrgeiz stachle die Mutter gehörig an, gibt er unumwunden zu. „Sie gibt mir sehr direkt zu verstehen, dass ich ackern soll für mein Leben und meine Karriere.“ Zu diesbezüglichen Dränglerinnen und Lebensberaterinnen gehört auch Freundin Claudia. Die 25-Jährige, Miss Germany 2001, arbeitet in einer Werbeagentur. Sie sei „lange nicht so romantisch und begeisterbar wie ich, sondern eher nüchtern und rational“. Aber das, meint der Vielseitige, Berufsbesessene und Fantasiebegabte, sei für ihn und seinen Beruf „unheimlich wichtig“. Und wie lautet sein Arbeitscredo? „Man kann alles erreichen, solange man hart genug dafür arbeitet – also nutze den Tag: carpe diem!“ „Leidenschaft auf italienisch“ mit Björn und Celestina Casapietra: 15. April, 19.30 Uhr, Erlöserkirche, Nansenstraße.

Peter Buske

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