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Kultur: Leidenschaften im Lustgarten

Das Klassik-Konzert des Stadtwerkefests brachte „Romeo und Julia“ und italienische Oper

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Große Gefühle beherrschten am Freitagabend den Neuen Lustgarten. Es ging um Liebe und Tod, von denen sich Tausende Besucher zum Auftakt des diesjährigen Stadtwerkefestes gefangen nehmen ließen. Grenzenlose Leidenschaften haben vor allem italienische Komponisten mit besonderem Furor in Noten gefasst. Giuseppe Verdi und Giacomo Puccini sind zwei der bedeutenden Meister, die mit ihren Schilderungen von ergreifenden Menschenschicksalen bis heute konstant die Opernbühnen der Welt beherrschen.

Das Neue Kammerorchester Potsdam, das an diesem Abend mit großer Besetzung spielte, brachte unter der Leitung von Ud Joffe Höhepunkte aus „Die Macht des Schicksals“ und „La Traviata“ von Verdi, aus „La Rondine“, „La Boheme“ und „Turandot“ von Puccini zu Gehör. Joffe, widmete sich den Aufgaben mit leidenschaftlichem Engagement. Er führte das Orchester sicher und präzise durch die Partituren, doch leider wurde der Klang durch eine schlechte Tonverstärkung getrübt. Scharf und vor allem undifferenziert steuerten die „Tonmeister“ die Arien und Ensembles aus. Schade, denn auch die singenden Solisten, die rumänische Sopranistin Aurelia Florian sowie der spanische Tenor Eduardo Aladrén, wurden von diesem Problem betroffen.

Zuvor wurde die wohl berühmteste Liebesgeschichte erzählt, die von den Veronesern Romeo und Julia. Der Brite William Shakespeare hat sie zu unsterblichen Figuren der Weltliteratur gemacht. Komponisten griffen das traurige Schicksal der jungen Leute immer wieder auf und „veroperten“ oder „vertanzten“ sie. Auch der Russe Sergej Prokofjew nahm sich dem Stoff an. Die berühmte Ballettmusik fand an diesem Abend begeisterte Interpreten, in Ud Joffe, dem Kammerorchester und vor allem in dem Verein „Spaß am Tanz“ e.V., bei dem professionelle Tänzerinnen und Tänzer sowie rund 70 Schüler der Carl-von-Ossietzky-Oberschule Werder (Havel) mit von der Partie waren.

Alle Mitwirkenden vermochten Türen zu spannenden Welten von Emotionen und Bildern zu öffnen. Klassisches Ballett, doch auch heutige Tanzsprachen von Jugendlichen wie Breakdance und Hip-Hop hat die erfolgreiche Potsdamer Choreografin Marita Erxleben auf die Bühne des Stadtwerkefestes gebracht. Mit sportiver Akrobatik versetzten die Tanzsolisten das Publikum in Erstaunen, wenn in gefährlichen Situationen genau jene schutzlosen Situationen, in die sich Romeo und Julia um ihrer Liebe willen begeben, sichtbar gemacht wurden. Schön, dass die Bildleinwände die Bühnenprotagonisten ganz in die Nähe des Betrachters rückten, sodass deutlich wurde, mit welcher Leidenschaft sie sich dem Tanz hingaben. Nur bei den Gesangssolisten Aurelia Florian und Eduardo Aladrén gab es sehr ungeschickte Aufnahmen, die Kameras sahen bisweilen den Sängern etwas zu tief in die Kehlen.

Abschließend gab es nochmals eine Romeo-und-Julia-Version, diesmal von Leonard Bernstein. Aurelia Florian und Eduardo Aladrén sowie das Neue Kammerorchester präsentierten unter der Leitung von Ud Joffe Ausschnitte aus dem Broadway-Musical: lyrisch, kraftvoll und mit einem mitreißenden Drive. Für den Tenor Eduardo Aladrén war das Musical-Fach jedoch nicht passend. Das Publikum war am Ende begeistert und durfte zum Lohn sein langes Applaudieren bei Franz Lehárs Lied „Dein ist mein ganzes Herz“ mitsingen. Klaus Büstrin

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