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Kultur: Leidenschaftlich

Rheinsberg: Benefizkonzert des Bundespräsidenten

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Der Abend sei ihm kein lästiger Pflichttermin, sondern als Kür ein „schöner Abschluss der Urlaubszeit“, plaudert launig Bundespräsident Horst Köhler vorm Beginn seines traditionellen Benefizkonzerts zugunsten der Bundesstiftung „Mutter und Kind – Schutz des ungeborenen Lebens“ und der Stiftung des Landes Brandenburg „Hilfe für Familien in Not“. Das musste am Sonntag wegen Wasserüberschusses vom geplanten Heckentheater in die wenig anheimelnde Bootshalle verlegt werden. Nachdem der Worte genug gewechselt worden waren hat endlich die Musik das Sagen.

Als Ausrichter stellt die Kammeroper Schloss Rheinsberg vor- und diesjährige Preisträger vor, die „Berühmte Duette des Belcanto“ anstimmen. Begleitet werden sie von den Brandenburger Symphonikern unter Michael Helmrath. Dabei erweisen sich die Musiker als kultiviert aufspielende, aufmerksame Begleiter. Allerdings lässt der Dirigent mitunter so breit und leidenschaftslos musizieren, dass der Zusammenhalt des Noten- und Stimmengefüges in Gefahr gerät. Dem Liebesduett aus Puccinis „La Bohème“ (mit Agnieszka Piass und Tomasz Garbarczyk) und dem vokalen Frauenwettbewerb aus Bellinis „Norma“ (Hyun-Ju Park und Ji-Young Michel) kommt dadurch stimmliches Strahlen abhanden. Manche Solisten dürfen mehrmals auftreten. Wie die südkoreanische Sopranistin Park, die noch weitere zwei Mal – nun an der Seite des kraftvoll auftrumpfenden Tenors Marco Jentzsch – in Erscheinung tritt. Statt purem Schöngesang lodern in Duetten aus Donizettis „Lucia di Lammermoor“ und Verdis „La Traviata“ die Leidenschaften. Dass beide keine Pianissimi singen können und fürs Misterioso der Liebe nicht den passenden Ausdruck finden, ist schade. Auch, dass bei ihnen wie den meisten anderen Mitwirkenden die erforderliche Italianità nur wenig entwickelt ist. Der jugendlich-heldische Tenor Tobias Haaks und die liebreizende Anett Fritsch wissen um ihr Manko und versuchen sich daher in der französischen Oper, mit dem Duett Micaëla-Don José aus Bizets „Carmen“. Mit erotischer Ausstrahlung gestalten Sopranistin Keren Hadar (sie steht gerade als „Falstaff“-Nannetta auf der Bühne im Heckentheater) und Mezzosopranistin Ji-Young Michel ein Duett aus Bellinis „I Capuleti i Montecchi“, während sich Maria Bulgakowa (Leonora) und Sung-Kon Kim (Graf Luna) um Verdisches „Troubadour“-Brio bemühen. Im berühmten „Rigoletto“-Quintett lodern zum Finale noch einmal die Leidenschaften. Der Beifall brandet. Als letzte Zugabe erklingt von allen Solisten a cappella „Der Mond ist aufgegangen“, dirigentisch zusammengehalten durch Siegfried Matthus.

Für seine Leistungen als Festivalchef dankte ihm Matthias Platzeck bereits vor dem Benefiz mit warmherzigen Worten. Nun ja, sie kosten ja nichts. Ganz im Gegensatz zur geplanten III. Opernwerkstatt für neue Bühnenwerke, deren Aufführungen mangels ausreichender Finanzierung auf August 2008 verschoben werden müssen. Wäre der Kammeroper mit einem bundespräsidialen Benefiz vielleicht geholfen?! Peter Buske

Peter Buske

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