Eigentlich ist er nach New York gereist, um zu studieren. Aber irgendwie kann sich Robert in den Vorlesungen nicht konzentrieren. Seine Gedanken gehen eigene Wege. Also sucht sich der 19-Jährige aus Berlin-Friedrichshagen einen Job, um sich über Wasser zu halten. Im Auftrag einer Detektei sichtet er im dunklen Keller stundenlang Videobänder. Aber es ist nicht einfach, den bohrenden Fragen der Mutter am Telefon auszuweichen, die ihren Sohn noch immer am College wähnt. Ohnehin sind Gespräche nach Hause für Robert eher eine Zumutung. „Sie hörte mir immer nur zu, um alles sofort einzuordnen. Sie war noch nie in New York gewesen, noch nicht mal sonst wo in Amerika, erzählte aber sofort vom Indian Summer, der schon lange vorbei war, soweit ich wusste ... Es war nicht zum Aushalten. Sie tat so, als sitze sie in New York und ich in Friedrichshagen. Wir hatten nicht nicht mal zehn Cent vertelefoniert, und ich war jetzt schon bockig.“ Robert hätte lieber seinen jüngeren Bruder an der Strippe gehabt, der sich allerdings nach seinem Drogen-Absturz in seine eigene Welt eingeigelt hat.
Bevor Alexander Osang zu seiner eigentlichen Geschichte kommt, ist bereits viel erzählt und sein Buch „Lennon ist tot“ halb ausgelesen. Gern baut der unterhaltsam fabulierende Autor Brücken zwischen Berlin und New York, zeigt sich einmal mehr als der versierte Reportageschreiber, der Orte, Situationen und Menschen überraschend quergedacht und mit einem sympathisierenden Lächeln zeichnet. So folgen wir auch gern diesem noch unsicher seinen Weg suchenden Robert, bis es ihn in Folge seines Detektei-Jobs auf eine kleine Insel vor der Küste verschlägt. Hier findet er Unterschlupf in einem altes Holzhaus, in dem einmal John Lennon gewohnt haben soll, der ihm allerdings nie sonderlich sympathisch gewesen war. Lennon, der nie lachte, und aus irgendeinem Grund mit dieser Nachdenkertaktik die besten Mädchen abbekam. So jedenfalls stellte sich Robert Lennon vor. Doch das war nur der Anfang. Irgendwann glaubt er, dass ihm der tote Musiker verschlüsselte Botschaften schickt ... Was es mit dieser, sich etwas konfus anhörenden Geschichte auf sich hat, ist morgen bei der Lesung im Hans Otto Theater zu hören.
Außerdem erzählt Osang von seinen eigenen US-Abenteuern – in Kurzgeschichten und neuen Texten. Heidi Jäger
Morgen 19.30 Uhr im Hans Otto Theater, anschließend Gespräch.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: