Kultur: Lesen, Schreiben, Reden
Eröffnung der Schreibschule und Textwerkstatt „Schreibwerk“
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Eröffnung der Schreibschule und Textwerkstatt „Schreibwerk“ Einen Seiteneingang hinein, durch die Zwischentür, dann die Stiege hinauf, hinaus auf einen Balkon im Innenhof, drei Schritte, dann noch eine Glastür. Hanne Landbecks am Sonntag mit einer Feier unter Freunden ins Leben gerufene Schreibschule „Schreibwerk“ fügt sich gut ein in das Geschäftsgeflecht im Hause Brandenburger/ Ecke Lindenstraße. Wie eingepasst in ein „Haus der Kommunikation" wirkt sie, im Obergeschoss des Literaturladens von Carsten Wist, nebenan gleich eine Schülerhilfe, unten noch ein Telefonladen. Lesen, Schreiben, Reden, und alles unter einer Adresse. Jedermann soll in der Schreibschule das Schreiben erlernen oder fortbilden können: ob kreatives, biografisches, journalistisches oder wissenschaftliches. Die promovierte Medienwissenschaftlerin und Autorin, die 1998 nach Potsdam kam, bietet daneben auch die Texterstellung als Dienstleistung an. Die Spannbreite reicht hier vom Liebesbrief bis zur Entwicklung von Geschäftsplänen. Die Gäste zur Feierstunde und Lesung sind größtenteils schon Profis der Kunst. Darunter die Autorin Renate Wullstein, der Maler Lothar Krone und Theatermann Ralf-Günter Krolkiewicz, der später mit der Start-up-Unternehmerin den dialogischen Text „Ich heiße Klaus“ lesen wird. „Mit ihrer Idee kann ich überhaupt nichts anfangen!“, hätte der Kreditberater zu ihrem Gründungskonzept gesagt. Von Begegnungen mit Bankern und ermattenden Existenzgründungsseminaren in Schwedt handelt Hanne Landbecks Begrüßungsrede, in der sie als Visitenkarte Kostproben ihrer Formulierungskunst gibt. Der Text vom ehemaligen Intendanten Krolkiewicz, ein Stakkato aus kurzen schriftlichen Missverständnissen zwischen einem Klaus und einer Lisa, perlt heiter durch den Sommerabend. Schuld sind immer nur die einen, die nur immer das Eine wollen. „Männer“, prustet es durch die Zuhörer. Der Prosecco braucht hinterher nur kurz im Glas zu schwitzen. Einzig eine Literaturstipendiatin trinkt Bier. Sie behauptet mit viel Fantasie, beim „Schreibwerk“ Kurse zu Wiegenfestgedichten und Grabreden anbieten zu wollen. Derweil wird das Rezept des vegetarischen Schmalzes auf den Stullen sehr gelobt. „Ich rauche und schreibe“, sagt die Stipendiatin, „in dieser Reihenfolge“. Auf dem schmalen Balkon im Innenhof raucht beinahe die ganze Gesellschaft. Hier sind die Wege zwischen Potsdamer Literatur, Kulturredaktionen, dem Kultusministerium, Galerien und dem Theater nur ein paar Schritte kurz. Es wird über die Kulturhauptstadt geredet, über das Bemühen, eine Kunsthalle in Potsdam einzurichten und wie sich die Stadt dabei anstellt. Ein Meer von Heiterkeit, aus dem auch die Schüler und Auftraggeber des „Schreibwerks“ zukünftig ihre Ideen schöpfen können. Matthias Hassenpflug
Matthias Hassenpflug
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