Kultur: Lichtdurchtränkt
Heike Cybulski zeigt ihre Malerei und Plastik im Kulturministerium
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Sie rollt, spachtelt, kratzt, frottiert. Und schwimmt in ihren Gedanken davon. Oft lässt sich Heike Cybulski beim Malen von der Musik tragen. Und wie in einer Fuge hallen ihre einmal angelegten Strukturen mehrstimmig nach. Die Künstlerin, die zur Zeit im Kulturministerium ihre Arbeiten ausstellt, schöpft tief. Sie geht den Schichten auf den Grund, in dem sie sie übereinander lagert. Flächen stoßen schroff aneineinder, grenzen sich ab. Tief fällt der Himmel herab, zieht gerade Linien. Unter den Nahtstellen brodelt es mitunter wie in einem Hexenkessel. Manchmal sind es auch zarte Linien, die wie Amplituden von einem Feld ins andere ausschlagen. Nur selten hält in ihren expressiv abstrakten Farbfeldern Figuratives Einzug.
Die seit 2003 im brandenburgischen Borkwalde lebende Malerin setzt sich in ihrem nuancenreichen Farbenspiel feinsinnig den verschiedensten Stimmungen aus: ein Hauch von Kühle strömt aus Arbeiten in lichter Transparenz, glutvolle Wärme dringt aus Bildern wie „Wandasons Reise“. Erdiges Rotbraun steht neben grellem Gelb, verhangenes Blau neben pastellenem Beige. Ihr „Mittendrin“ hebt alle Linien auf: Hinter einem transparenten Vorhang sprudelt und spuckt es wie bei einem speienden Vulkan. Bei den „Wartenden“ schälen sich prozessionsartig Figuren heraus: mit leicht gebeugten Körpern, tragend an einer imaginären Last. Ihre Bilder „Am Ufer“ 1 und 2 wirken indes wie ein Altar: eine Frau mit fließendem Gewand läuft ins Blaue hinein, ein Stern ist ihr Begleiter.
Die in Jena aufgewachsene 39-jährige Künstlerin beschäftigt sich seit 1989 intensiv mit Malerei. „Wenn ich vor einer leeren Leinwand stehe, habe ich noch kein Bildmotiv im Kopf, es gibt keinerlei Planung oder Vorentwurf. Nur die Atmosphäre, die mich umgibt oder die ich mir schaffe, sind meine Quelle, sind sozusagen ,mein gutes Licht’“, schrieb sie über ihre Arbeitsweise. Die leere Leinwand liegt ihr dabei zu Füßen. „Der Boden ist für mich der beste Platz, um sie von allen Seiten ,zu begehen’. Der Schwung lässt sich auf diese Weise besser ,ausleben’.“
Und mit Schwung begibt sie sich seit 2007 auf ganz neue Wege, lässt Holz- und Stahlskulpturen entstehen. Das Zusammenfügen passender Teile zu Figuren und der Schweißprozess faszinieren sie. Und wenn Heike Cybulski in einem Holzstück Gesichtszüge entdeckt oder ein alter, ausgehöhlter Baumstamm sie an eine menschliche Gestalt erinnert, streicht sie das Erkannte weiter heraus. Anders als bei der Malerei lässt sie sich nicht einfach treiben, sondern arbeitet systematisch auf ein Ergebnis hin. Als „Charmeur“, „Sternengucker“ oder „Diva“ schauen ihre Flaneure am Ende hinauf zu einer lichtdurchtränkten Bilderwelt. Heidi Jäger
Bis 25. Februar, Kulturministerium, Dortustraße 36, Mo-Fr 7.30 bis 17.30 Uhr.
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