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Die desinteressierte Betrachterin. „Sommer“, 2016 von Lothar Krone.

© L. Krone

Kultur: Lichte Räume

Das Kunstwerk Potsdam zeigt Bilder des Potsdamer Künstlers Lothar Krone

Papierfetzen, Schicht über Schicht, Farbschlieren, sorgfältig umrandete Schemen von Kirchengebäuden. Vielschichtig sind die Bilder von Lothar Krone, die gegenwärtig im Kunstwerk Potsdam zu sehen sind. Wie ein Palimpsest gebaut, ähneln sie dem Leben des 64-jährigen Künstlers.

Zwar ist Krone in Potsdam geboren und hat die Stadt nie wirklich verlassen, aber seine Kunstprojekte hat er auch in anderen Ländern realisiert. Über seine künstlerische Laufbahn hinaus hat er auch schon einmal eine Lesung mit einem Tatort-Kommissar gegeben, Kunst-, Theater- und Filmkritiken schreibt er für Printmedien. Mit einem Studienverbot belegt, begann Krone zunächst als Theatermaler zu arbeiten, um später als freier Künstler und Grafiker Projekte zu realisieren. Ausstellungen führten ihn nach Italien und Holland.

Aktuell, und im Kunstwerk zu sehen, beschäftigen ihn sakrale Räume. Kircheninnenräume, Außenansichten von Kirchen und auch schon einmal ein Engel, der vorbei weht. Getrennt von den farbigen, leuchtenden Bildern der Ausstellung, an der Außenmauer des Raumes, hat er ein Bild gehängt, das „Selbst im Strahlengewitter“ betitelt ist. Ein Portrait, das aussieht wie eine Totenmaske, in dunklem Blau-Schwarz gehalten. Aus der Stirn schießen Strahlen. Ein Bild wie aus einem Zwischenreich, wie von Charon, dem Schiffer des Totenflusses. Es ist ein sehr persönliches Bild, das der Künstler dort geschaffen hat.

Das Bild steht in scharfem Kontrast zu den Übrigen, die heitere Lebendigkeit und lichtdurchflutete Freude ausstrahlen. Alles mit der Hand gemacht, kein Photoshop, versichert Krone. Und es verblüfft, wie spielerisch und doch genau erkennbar sich in seinen Darstellungen die Realität auflöst und zu neuen, vielschichtigen Bildern wieder zusammensetzt. Manchmal fliegt ein Vogel durch das Bild, ein Mädchen blickt im „Sommer“ eher desinteressiert zum Betrachter, der breite Strom des Thu Bon River fließt in Vietnam träge durch das Land. Viele Bilder entstünden auf dem Boden liegend, erklärt Krone. Er gehe um das Bild herum, drehe es, füge Papierteile hinzu, zeichne Linien nach. „Da kann aus einer Kirche schon einmal ein Akt werden und umgekehrt“, so Krone.

Auf den Bildern scheint es, als sei das Leben ein experimenteller Malprozess. Vieles fügt sich, lichte Räume entstehen, manchmal wächst das Bild über den Rahmen hinaus. Immer wieder verblüfft die Sensibilität des Malers für diffizile Farbstufungen, die in ihrem zurückhaltenden Klang an Gerhard Altenbourg erinnern. Der Kunstbetrieb hat den Maler bisher weitgehend ignoriert, was angesichts der Qualität der Bilder völlig unverständlich ist. Krone ist dabei ein echter Plein Air Maler. Mit dem Zeichenblock oder dem Farbkasten geht er hinaus, um Naturstimmungen so authentisch wie möglich einzufangen. Auch nachts. Dann allerdings mit der Kopf- oder Taschenlampe, um zu sehen, wie die Sterne auf das Blatt gebannt werden. Aber das Interesse Krones beschränkt sich nicht auf das Bild. In Holland realisierte er ein Projekt, bei dem er Fotos der Schlafzimmer von Stadt- und Landbewohnern erstellte. Die Zimmer hätten eigentlich alle gleich ausgesehen, aber die Bettwäsche sei anders gewesen: in der Stadt ausnahmslos bunt, auf dem Land weiß. Er sei kein Soziologe, sagt Krone, erklären könne er das nicht. Richard Rabensaat

„Bildgeflüster“, Ausstellung im Kunstwerk, Hermann-Elflein-Straße 10, zu sehen bis 27. November, Mi-So 15-19 Uhr.

Richard Rabensaat

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