Kultur: Liebe in aufregenden Rhythmen
Die Balkan-Folk-Band Zhetva spielt am heutigen Samstag in der Neuendorfer Kirche
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Immer geht es um die Liebe. „Vor allem um die traurige, die unglückliche“, sagt Gitarrist Stephan Langer. Die fünf Berliner und Potsdamer Musiker der Band Zhetva -was im Bulgarischen und Mazedonischen Sommer oder Ernte heißt - lieben die traditionelle Musik osteuropäischer Länder. Mit ihren ganz eigenen Versionen und Arrangements russischer und tschechischer Volkslieder sowie Liedern aus Bulgarien, Slowenien, Ungarn und Kroatien mit Elementen aus Rock, Polka und Reggae treten sie am heutigen Samstag in der Kirche am Neuendorfer Anger auf.
Seit fast neun Jahren gibt es Zhetva, nach einer kleinen Pause fanden sie sich 2013 wieder zusammen. Neu dabei ist seitdem die Sängerin Hanka Dietrich. Sie stammt aus Tschechien und sei deshalb nicht nur in musikalischer Hinsicht eine großartige Bereicherung, sagt Langer. „Sie hat uns eine neue Ausrichtung und Ausstrahlung gegeben, wir kommen jetzt etwas authentischer rüber.“ Und weil sie die Texte versteht – „Die Sprachen sind sich ja alle irgendwie ähnlich“ –, wird nun auch für das Publikum übersetzt, was musikalisch geboten wird. Sämtliche Lieder sind Entlehnungen aus dem Osten, arrangiert nach den Vorlieben der Musiker, oft ergänzt mit neuen musikalischen Parts. Aus Volksmusik wird Balkan-Folk.
Und immer geht es dabei um die Liebe: „Liebster, du bist vom Pferd gefallen und hast dir den Arm gebrochen, jetzt kannst du mich nicht mehr halten. Ich werde mir wohl einen anderen suchen müssen“, heißt es in einem Lied. In einem anderen geht es es um zwei Bäume an gegenüberliegenden Flussufern, deren Zweige nicht zusammenkommen können – die russische Variante eines deutschen Volksliedes. Ansonsten aber stehen keine deutschen Lieder im Programm. „Ich glaube, die sind zu fröhlich, immer in Dur, das lässt sich einfach nicht reproduzieren“, sagt der Gitarrist.
Das geht mit dem traurig-melancholischen Liedgut der östlichen Nachbarländer besser. Diese Schwermut, gepaart mit etwas Witz und Humor, das finde man im Übrigen auch im Blues oder beim Tango. Was diese jedoch nicht haben, seien die aufregenden Rhythmen. „Ungerade Metren wie Neun-Achtel-Takte oder Elf-Achtel-Takte gibt es nur in der osteuropäischen Tradition und vielleicht im Arabischen“, sagt Langer. Das mache diese Lieder so interessant für Musiker. Besonders für westdeutsch Sozialisierte sei die Ostmusik eine ganz besondere Entdeckung gewesen. „Die fanden das total exotisch“, so Langer, der selbst aus Potsdam kommt.
Seit den 90er-Jahren schwappt diese Musik nun von Balkan und Tatra in den Westen. Zhetva spielen mit Gitarre und Geige, Bass und Klarinette auf. Dazu kommt Percussion und mehrstimmiger Gesang – unter Führung der neuen Sängerin. „Wenn man die Sprache nicht versteht, wird sie zu einem Melodieinstrument, ein Effekt wie in einer italienischen Oper“, sagt Langer. Diese Musik von Zhetva kommt auch bei der russischsprachigen Zuhörerschaft gut an. Gern würden sie selbst einmal im osteuropäischen Ausland aufzutreten, sagt Langer, das sei, neben der Fertigstellung ihrer ersten CD, ihr nächstes großes Ziel. Steffi Pyanoe
Das Konzert mit Zhetva findet am heutigen Samstag um 17 Uhr in der Neuendorfer Kirche, Neuendorfer Anger 1, statt
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