Kultur: Liebe in der Fremde
Der Film „Poka – Heißt Tschüss auf Russisch“ erzählt von den Schwierigkeiten des Auswanderns
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Es ist die idealistische Vorstellung von Freiheit, die ihn aus seinem Land in die Fremde treibt. Und es ist die romantische Vorstellung von Liebe, die ihn um seine Frau kämpfen lässt. Doch wie stark sind diese Hoffnungen, wenn sämtliche Lebenssicherheiten wegbrechen?
Mit dieser Frage setzt sich Anna Hoffmanns Spielfilmdebüt „Poka – Heißt Tschüss auf Russisch“ auseinander, der unter anderem den Preis der Defa-Stiftung gewonnen hat. Am Dienstagabend stellte die Regisseurin den Film gemeinsam mit Kameramann Andreas Höfer und Hauptdarsteller Pasha Antonov beim Filmgespräch im Babelsberger Thalia- Kino vor.
Kurz bevor Georgs (Pasha Antonov) Familie von Kasachstan nach Deutschland auswandert, lernt er Lena (Natalia Belitski), die Tochter eines linientreuen Kommunisten kennen und lieben. Sie wird schwanger und die beiden heiraten. In Deutschland angekommen, müssen sie sich der harten Realität von provisorischen Aufnahmelagern und erschwerter Jobsuche stellen. Dabei entfernen sich die beiden zunehmend voneinander und ihre Liebe wird auf die Probe gestellt.
„Poka – Heißt Tschüss auf Russisch“ erzählt dabei nicht nur eine wunderbar lebensnahe Liebesgeschichte, sondern fängt auch die Wünsche und Träume von Auswanderern ein. Aber ganz schnell lässt der Film sie dann in tausend Scherben zerbrechen, behält dabei aber stets einen bittersüßen Optimismus. Den hat der Film vor allem der zärtlichen Kameraführung von Andreas Höfer zu verdanken, die Anna Hoffmann sich ganz bewusst gewünscht hat, wie sie sagt. „Einer meiner Lieblingsfilme von Andreas ist ,Sommer vorm Balkon’“, so die Regisseurin, die zusammen mit Produzent Oliver Haller auch das Drehbuch schrieb. „Die Stimmung dort ist so lebensfroh, die Kamera zurückhaltend sanft, das war genau das, was ich wollte.“ Überreden musste sie Höfer nicht lange. Das Drehbuch und vor allem der neue persönliche Blick auf die Migrantengruppe der „Russendeutschen“ hätten ihn sofort überzeugt, wie er sagt. Besonders spannend seien für ihn die neun Drehtage in Kasachstan gewesen. „Ich habe mir das da ein bisschen exotischer vorgestellt“, sagt er lachend. „Im Prinzip ist es aber einfach nur postsowjetisch.“
Für Hoffmann ist „Poka – Heißt Tschüss auf Russisch“ eine biographische Auseinandersetzung. „Als ich mit meiner Familie 1990 nach Deutschland kam, haben wir auch in so einer Turnhalle gelebt“, sagt sie. „Und viele andere Locations sowie das dargestellte Lebensgefühl sind auch authentisch.“
Seinen authentisch romantischen Charme erhält der Film auch durch seine Hauptdarsteller, die ihre ganze Seele in das Spiel gelegt hätten, wie Hauptdarsteller Pasha Antonov sagt. „Beim Schauspielern ist es ähnlich wie beim Tanzen“, so der ausgebildete Tänzer. „Man kehrt sein Innerstes nach außen und dann geht es wie von selbst.“
Dieses Nachaußenkehren der Gefühle auf allen Ebenen ist schließlich auch das, was dem Film seine Leichtigkeit gibt und die Hoffnung auf Liebe und Freiheit bis zum Schluss aufrechterhält. S. Kugler
S. Kugler
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