Kultur: Liebe in Zeiten der Stasi
Jana und Jakob stehen aufeinander. Und eigentlich steht ihrer Liebe nichts im Weg – bis auf das System.
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Jana und Jakob stehen aufeinander. Und eigentlich steht ihrer Liebe nichts im Weg – bis auf das System. Die DDR. Und ihre Eltern, die ganz unterschiedlich zu diesem System stehen. Janas Eltern sind Hundertprozentige, Jakobs haben einen Ausreiseantrag gestellt und leiden jetzt unter den typischen Schikanen. Klar, dass auch Jakob inzwischen kritisch auf den Staat guckt. Weil Jana und Jakob aber jung sind, sind ihnen diese Unterschiede aber erst mal egal. Dem Staat nicht, bald interessiert sich die Stasi für die Teenager-Liebe.
„Schuld“ heißt dieser Jugendroman der Potsdamer Autorin Grit Poppe, am heutigen Dienstag liest sie im Bildungsforum daraus vor. Recherchiert hat die 1964 in Boltenhagen geborene Poppe für das Buch auch in den Stasi-Akten der eigenen Familie, einen Teil der Recherche hat sie auch online dokumentiert. Karteikarten etwa, die akribisch auflisten, bei welchen Veranstaltungen sie war, Beurteilungen ihrer politischen Einstellung. „Die Jugendlichen sollen heute sehen, dass die Stasi wirklich jeden Mist aufgeschrieben hat“, sagte sie den PNN im Interview.
Wie dicht die Stasi am Privaten dran war, hat sie selbst erfahren: Als die Stasiakten nach der Wende zugänglich wurden, bekam sie einen Anruf der Frau ihres Vaters. „Sie sagte ,Setz dich mal’, und sagte mir dann die Namen durch. Es waren auch gute Freunde von mir darunter.“ Als verdächtig galt Poppe schon deshalb, weil sie schrieb, sie hatte am Literaturinstitut in Leipzig studiert. Von 1989 bis 1992 engagierte sie sich dann in der Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt“. Ausreisen, so wie Jakobs Eltern, aber wollte sie nie: „Mir ging es darum, hier etwas zu verändern, die Maueröffnung kam für die Bürgerbewegungen zu schnell.“ A. Lemme
Grit Poppe liest am heutigen Dienstag um 19 Uhr im Bildungsforum, Am Kanal 47
A. Lemme
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