Kultur: Liebe ist keine Versklavung
Karin Fendt in der „arche“: Zerstört Emanzipation Familien?
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Karin Fendt in der „arche“: Zerstört Emanzipation Familien? Es ist nützlich und wohltuend, mit welchem Eifer sich die „arche“-Mannschaft immer wieder den Themen Frau und Familie zuwendet. Mangelnde Liebe und Mütterlichkeit konstatierte Christa Meves kürzlich in ihrem Vortrag über neue Seelen-Krankheiten der heutigen Gesellschaft. Letzten Dienstag fragte sich die studierte Pädagogin und Religionslehrerin Katrin Fendt, ob „Emanzipation“ die Familien zerstöre. Dafür war die waschechte Schwäbin per Bahn extra aus Bad Tölz angereist, noch jenseits von München. Eine gut besetzte „arche“ hörte ihren kurzen Ausführungen offenen Ohres zu - die anschließende Diskussion geriet sogar noch länger als ihr leidenschaftlicher Beitrag. In römischen Zeiten war „Emanzipation" die Entlassung des Sohnes aus der väterlichen Gewalt. Man könnte auch „Mündigkeit“ dazu sagen, was freilich sofort an Kants Aufklärungsbegriff erinnert. Ihm folgten, bis heute, gemäßigte und radikale Strömungen, „den Menschen“, besonders „die Frau“ aus irgendeiner „Versklavung“ zu befreien, meist aus der „des Mannes“. Simone de Beauvoir ist so ein Muster-Exemplar, sie leugnete den Unterschied der Geschlechter schlichtweg ab. Solch radikale Haltungen sind in den Augen von Katrin Fendt nur egoistisch, denn hier werde „gegen“ etwas emanzipiert, auf Kosten der anderen Seite. Richtig verstandene Emanzipation, welche sie so gut und nötig findet wie der Heilige Stuhl, sei aufbauender Natur, Hinwendung zum eigenen Wesen und zum Nächsten, worunter zuerst die Familie zu verstehen sei. Denn der Mensch, mit dem göttlichen Wurf in zweifacher Ausführung als Mann und Weib „nach seinem Bilde“ geschaffen, müsse sich in seinem eigenen Wesen verwirklichen, nicht, indem man Aufgaben und Rollen des anderen Geschlechtes annähme, was zwar möglich, aber nicht wünschenswert sei. Kein Vater könne dem Kinde die Mutter wirklich ersetzen, kein „Kinderladen“ die Eltern. Mann und Frau sind von Gott zur Gemeinsamkeit bestimmt, zur gegenseitigen Ergänzung. Ist man so „bei sich selbst“, wird man Liebe unmöglich als „Versklavung“ auffassen können. Da Gott in der Gesellschaft aber willentlich nicht mehr vorkommt, seien intakte Familien für Kinder und Jugendliche besonders werteprägend und wichtig. Ist die Familie kaputt, ist es bald auch die ganze Sozietät. „Die Kirche“ bejahe also richtig verstandene Emanzipation, Papst Johannes Paul II. gab sogar ein Sendschreiben zur „Würde der Frau“ heraus, auf welches sich die Referentin berief. Man könne sich also für die säkulare Art der „Mündigmachung“ entscheiden oder für die christliche. Aus beiden müssten auch Handlungen folgen. Gleichgültigkeit aber sei das Schlimmste. Leider hörte man weder, wovon oder wohin sich ein Christ zu emanzipieren hätte, noch dass diese Chose kaum die Welt betrifft, nur ihren „fortschrittlichen“ Teil. Offene Türen rannte Katrin Fendt wohl hingegen ein, als sie aus Genesis 1.28 die Gleichwertigkeit und gleiche Würde von Mann und Frau ableitete. Aber hatte Paulus nicht anders gesprochen? Ihre moralischen Appellationen jedenfalls kamen beim Publikum bestens an: dass aus der Verschiedenheit der Geschlechter („beide gleich in Wert und Wirken“) Gutes erwachse, ihr Bekenntnis zu Familie und Kindern, ihr Ja zur Nützlichkeit eines Menschen und ihr definitives Nein zu jedem Egoismus, und dass man tun müsse, das allgemeine Chaos abzuwenden. „Wirkliche" Emanzipation führe „die Frau“ zu ihrem Wesen, baue die Familie auf und schaffe, schön gesagt, auch im Innern „eine andere Zufriedenheit“. In der Diskussion regierte der allgemeine Unmut über die Schlechtigkeit der Welt, die derzeitige Auflösung oder Umwertung aller Werte. Liebe oder Egoismus? „Wir müssen schauen, wie wir uns wieder in die Ordnung stellen!“. Gerold Paul
Gerold Pau
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