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Kultur: Liebe macht blinder

Berliner Schauspielstudenten spielen und tanzen im T-Werk das Märchen „Schah Mat“

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Berliner Schauspielstudenten spielen und tanzen im T-Werk das Märchen „Schah Mat“ Er hat 24 Stunden. Dann muss er verschwunden sein. So wie jeder Fremde, der in das Dorf kommt, zum Schachspielen mit den magischen Figuren. Wem es gelingt, sie Zug um Zug zum Sieg zu führen, dem wird eine wählbare Last von den Schultern genommen und ein zusätzliches Lebensjahr geschenkt. Er hat sich auf den Weg in das Dorf gemacht, um sein verlorenes Augenlicht wieder zu erlangen. Am Ende aber wird der Fremde weniger als vorher – und trotzdem gewonnen haben. „Schah Mat“, ein gespieltes und getanztes Märchen, das Studenten der Berliner Schauspielschule ab heute im T-Werk spielen. Und auch ein Drama. Nichts läuft nach Plan. Der einäugige Fremde sorgt für Ärger im Dorf. Will nicht wieder fort, legt sich mit dem König an. Alles für Greta. Ein Mädchen von dort. Er sah sie – und sie hatte sein Herz schon erobert. Alles würde er für sie tun. Was man auf den ersten, abgeklärten Blick ziemlich schnulzig finden könnte, beschreibt Regisseurin Annette Gleichmann als „wunderschöne Momente in dem Stück“. Die Regisseurin sitzt in einem Berliner Café am Prenzlauer Berg und erzählt über die erste Produktion der Studenten, die bisher nur Szenenstudien auf dem Stundenplan hatten, Tanz, Sprecherziehung und Schauspiel. Die Darsteller führen ihr Stück in Potsdam, später in Berlin und dann in Niedergörsdorf auf, erzählt sie. Zum T-Werk sind sie zufällig gekommen. Sie waren mit der Programmplanung spät dran und froh, noch Bühnen gefunden zu haben. Zufällig in Potsdam. Aber ein möglicher Gewinn für die Stadt. Denn wenn auch die von der unbekannten Berlinerin Gerda Palme geschriebene Geschichte (nach Motiven der Erzählung „In diesem Ort gibt es keine Diebe“ von Gabriel Gacia Marquez) nicht gerade vor Fantasie platzt . Es geht um eine Liebesgeschichte, um Fremdheit und Toleranz. So bietet sie gerade in ihrer einfachen Art zu erzählen viel Raum zum Interpretieren. Und der wird auch genutzt. Da ist der Tanz, der die spielenden Figuren aufleben lässt, ihre Empfindsamkeiten zum Ausdruck bringt, dem Stück Geschwindigkeit, Fluss und Farbe gibt, sagt die Regisseurin. Da ist die von dem 14-jährigen Berliner mit dem Künstlernamen Tis L am Rechner zusammengesetzte Musik. Der rhythmische Atem, den er dem Stück einhaucht, das Harte, Weiche, Schöne, Tragische, das er mit seinen Klängen dem Spiel dazugibt. Alles vom Band. Ein roter Faden, der das Stück zusammenbinden soll. Am festesten vielleicht mit dem alten Straßenkehrer, dem Mann mit der Geige, der über die Saiten streicht, wenn Romantik gefragt ist. Der Straßenkehrer macht das, was früher beim Stummfilm Aufgabe des Orgelspielers war. Er wird untermalen, die Szenen verstärken. Interessant dürfte auch das Bühnenbild sein. Ein Boden füllender Schachbrettteppich, ein Tresen, ein Schachspiel, Hocker, für den König eine Krone. „Nur 300 Euro hatten wir zur Verfügung“, sagt die Regisseurin. Und alle Teile mussten zum Transport in ein Auto passen. Marion Hartig 24., 25., 26., Juni, 20 Uhr, T-Werk, Schiffbauergasse

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