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Kultur: Lieder gegen ein Requisiten-Weihnachtsfest

Eine langjährige Tradition: Musik in der Christnacht in Potsdamer Kirchen

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Der Potsdamer Komponist und Pianist Bernhard Opitz hat vor einigen Jahren Jochen Kleppers bekanntes Advents- und Weihnachtsgedicht „Die Nacht ist vorgedrungen“ in eindrucksvolle Musik gekleidet. Das Lied schlägt einen ganz anderen Ton an, als Gesänge, die man in so manchen Weihnachtsprogrammen in Konzertsälen, sogar in Kirchen und im Fernsehen angeboten werden. Der Vocalkreis Potsdam, dessen Mitglied Bernhard Opitz ist, hat sich diesem Satz angenommen und ihn uraufgeführt. Am Heiligabend soll er in der „Musik zur Christnacht“ wieder erklingen. In der Friedenskirche Sanssouci wird auch in diesem Jahr wieder diese musikalisch stille Stunde stattfinden, in der auch traditionell die Potsdamer Turmbläser mit von der Partie sind. Der Beginn ist um 23 Uhr.

Seit vielen Jahren gibt es in Potsdamer Kirchen musikalisch-literarische Veranstaltungen zur Christnacht. Da wird man jedenfalls kein „Süßer die Glocken nie klingen“ oder „Kling Glöckchen, klingeling“ hören, sondern eher Jochen Klepper Aussage „Dem alle Engel dienen wird nun ein Kind und Knecht“. Sicherlich, Weihnachten wird als Familienfest, mit Geschenken und jener wohligen Atmosphäre, in der die Familie sich auch selbst feiert, begangen. Mit dem Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ wird das Fest noch in eine zusätzliche Idylle gelenkt. Aber in ihr nicht zu erkennen, worin der spezifisch christliche Charakter des Christfestes liegt. Die biblische Erzählung von der Geburt Christi will alles andere als ein Requisit unseres weihnachtlichen Feierns sein. Bei Kantor Matthias Trommer in der Pfingstkirche, Große Weinmeisterstraße, wird man ebenfalls vergeblich auf Musik warten, die als Requisit für das Weihnachtsfest zu verwenden ist. Maria Philipowna, Mezzosopran, sowie Chorsängerinnen des Kirchenchores der Gemeinde gestalten mit dem Kantor, der am Cembalo zu hören ist, diese Musik in der Christnacht ab 23 Uhr. Bereits eine Stunde zuvor, um 22 Uhr, bringt die Potsdamer Kantorei an der Erlöserkirche unter der Leitung von Ud Joffe Chorsätze zur Christnacht im Gotteshaus in der Nansenstraße zu Gehör.

Mit weihnachtlicher Musik wurde und wird man mit geradezu verschwenderischem Glück verwöhnt. In jeder Epoche unserer Geschichte gibt es eine Fülle von Gesängen und Instrumentalmusik – vom Mittelalter bis zur Gegenwart – , die das Geschehen vor mehr als 2000 Jahren in Bethlehem reflektiert. Auch in diesem Advent war davon wieder reichlich in den Kirchen Potsdams zu hören, nicht nur in großen Konzerten, die von mehreren hundert Menschen besucht werden, sondern auch in den „schlichten“ Gottesdiensten an den Sonntagen.

Für das Zuhause haben Andreas Zacher und der Propsteichor St. Peter und Paul eine CD aufgenommen. Eine gute Mischung weihnachtlicher Chorsätze aus alter und neuer Zeit –gewürzt mit Orgelmusik – ist darauf zu hören, auch eine Vertonung des Gedichtes „Die Nacht ist vorgedrungen“.Klaus Büstrin

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