Kultur: Lisa Wahlandts Stimme bei „Voice“ im Nikolaisaal
Manche Dinge stehen ganz einfach für sich, wie innerhalb der Musik das Extra-Reich Jazz. Der natürliche Rezipient wird sich zu ihm nach dem Sympathiewert verhalten.
Stand:
Manche Dinge stehen ganz einfach für sich, wie innerhalb der Musik das Extra-Reich Jazz. Der natürliche Rezipient wird sich zu ihm nach dem Sympathiewert verhalten. Für Fans ganz indiskutabel, muss man eine „verjazzte“ Variation auf das uralte Thema „Loreley“ nicht zwingend begrüßen. Wohl aber die in Koproduktion zwischen Nikolaisaal und RBB entstandene Reihe „The Voice in Concert“. Diesmal kam die Münchnerin Lisa Wahlandt & Band. Die gelernte Bürokauffrau wuchs auf dem elterlichen Bauernhof in Niederbayern auf, werkte in einem Amt für Landwirtschaft, bevor sie den Jazz für sich entdeckte. Studium in Linz, Stipendium in New York, ein paar CD“s, z. B. die Brasilien-Scheibe „Bossa Nova“ – und eben „Marlene“, Titel des Samstagabendprogramms. Sie hat eine sehr schöne und klare Stimme, kann fantastisch phrasieren und möchte am liebsten alles „verjazzen“, was Hollaender oder der Silcher komponierten, Evergreens, wie sie die Dietrich einst sang, nur eben „moderner“, dazu alle Pop-Songs der Welt. Auf ihre „voice“ mussten die Besucher allerdings etwas warten, denn die drei Musiker an ihrer Seite, Walter Lang mit fender rhodes und claviola, Uli Zrenner (Bass) und Gerwin Eisenhauer (percussion, drums, electronics) legten sich ganz ordentlich ins Zeug, dass ihre Stimme kaum durchdrang, zu wenig Volumen. Dabei waren die Titel gar nicht wo wild, wie etwa die mit einem großen Schlagzeug-Solo einsetzende, dann stille „Loreley“. Wahlandt bevorzugt eine lyrisch-melancholische Tonart, leise, gehauchte Töne. Es sind die Songs der Glitzer-Ikone Marlene, „Von Kopf bis Fuß“ (Hollaender), „Muss i denn“ (Silcher) oder „Mein Mann ist verhindert“ (Porter), nur klingen sie einfach anders, jazzig, geswingt, lyrisch. Manchmal schien es auch, als ob es nur anders wirken solle, wenn Drumer Eisenhauer plötzlich den Samba-Rhythmus herauslässt oder bei „Sei lieb zu mir“ (Ahlert) jeder ganz Eigenes spielt, was dann aber trotzdem zusammenkommt. „Sousle ciel de Paris“ (Girhand), „Fräulein Annie“ (Joe Young), auch das echogestützte „Sag mir, wo die Blumen sind“, zeigten ihre auffällige Neigung zum Chanson, wo sie vielleicht einmal ankommen wird. Sie hat Mut, deutsch zu singen. Ja, „Wenn ich mir was wünschen dürfte“, dann mehr Volumen. Gerold Paul
Gerold Paul
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: