Kultur: Literatur fürs „platte Land“
Literatur-Kollegium Brandenburg feiert Jubiläum
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Das ostalgische Image, das dem Literatur-Kollegium Brandenburg noch immer anhängt, würde seine Geschäftsleiterin Gabriele Thiere gerne endgültig loswerden. Das ist es wohl, was sie sich zum 20- jährigen Jubiläum des Literatur-Kollegiums am meisten wünscht. Gefeiert wurde am Sonntagnachmittag im Club Charlotte. Die Laudatio hielt Walter Flegel, der als ehemaliges Gründungsmitglied auch heute noch für das Kollegium aktiv ist.
Entstanden ist das Literatur-Kollegium 1990, als in den Wendezeiten viele DDR-Autoren und Verlage ihre Existenzen verloren. Zu dem finanziellen Druck in der Literaturbranche kamen eine schlechte Organisation und Distribution. Schon besiegelte Autorenverträge wurden wieder gekündigt. So war die Gründung des Literatur-Kollegiums für seine Mitglieder der Versuch eines Neuanfangs. Ohne politische Ambitionen oder dem Bedürfnis der Vergangenheitsbewältigung – so klingt es, wenn man Gabriele Thiere nach den Anfängen fragt. Fragen, die auf die politische Vergangenheit von ehemaligen Vorsitzenden des Kollegiums abzielen, beantwortet sie nicht so gerne. „Die sind ja alle nicht mehr da“, sagt sie nur. Lieber spricht sie über das Jetzt und die Nachwuchsliteraten. Immer wieder fällt der Begriff „literarische Qualität“. Die Sprache sei vor allem damit gemeint, zum Beispiel die Wortwahl, die Beschreibungen und die Charakterisierung der Figuren in einer Geschichte. Bestseller wie Harry Potter zählt sie nicht dazu. „Viele unserer Autoren sind zeitkritisch und haben eine politische Haltung“, so Gabriele Thiere. Aber das soll nicht heißen, dass im Literatur-Kollegium nur für Erwachsene geschrieben wird.
Das Angebot ist breitgefächert und für alle Altersklassen. Viele Projekte werden mit unterschiedlichen Kooperationspartnern und Veranstaltern, wie in der künstlerisch-literarischen Werkstatt beim Kibuz in Potsdam mit deutsch und russischsprachigen Autoren, mit dem Filmmuseum Potsdam, verschiedenen Bibliotheken des Landes Brandenburg oder dem Literaturklub für Behinderte Potsdam organisiert. Besonders stolz ist man im Literatur-Kollegium auf die gute Vernetzung und den Brandenburgischen Literaturpreis. Er wird unter diesem Namen seit 2006 vergeben und ist mit 500 Euro dotiert. Um die 75 bis 100 Veranstaltungen im Jahr koordiniert Gabriele Thiere für das Literatur-Kollegium.
Bisher hat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur Brandenburg die Arbeit des Kollegiums mit 35 000 Euro jährlich unterstützt. Durch Drittmittel und Eigeneinnahmen kommt das Literaturkollegium insgesamt auf 53 000 Euro pro Jahr. „Ich hoffe, dass wir weiter gefördert werden“, sagt Gabriele Thiede. „Besonders auf dem platten Land, wo es wenig kulturelle Infrastruktur gibt, werden unsere Autoren besonders herzlich empfangen“. Großer Beliebtheit erfreuen sich zum Beispiel immer wieder die Nächte der Poesie, die in Pritzwalk, im Schloss Caputh, im Schloss Rheinsberg oder im Optikpark Rathenow gelesen werden.
In Zukunft sei es für das Kollegium am wichtigsten, so Gabriele Thiere, noch stärker als literarisch-künstlerische Institution wahrgenommen zu werden und mehr junge Leute für das Kollegium zu gewinnen. Noch liegt das Durchschnittsalter der Nachwuchsliteraten etwas höher, als man sich unter „Nachwuchs“ vorstellt. Auch die Zusammenarbeit mit der Uni Potsdam für die Literaturzeitschrift „schreib“ sei noch ausbaufähig, sagt Gabriele Thiede. Undine Zimmer
, ine Zimmer
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