Der König spielt, nicht unbedingt Patience, Schach oder mit dem Schießeisen. Nein, der König spielt am liebsten auf der Gambe und auf dem Violoncello. Musiker, die in ganz Europa bekannt sind, hegen für ihn eine große Sympathie. Und er hat für sie ein weites Herz. Bei Luigi Boccherini im fernen Madrid bestellt König Friedrich Wilhelm II. nicht nur Streichquartette, er ließ ihn sogar eine hohe Jahresrente zukommen. Dem musizierenden Monarchen in Preußen widmeten Komponisten mehrere Werke, nicht nur solche, die auf Bestellung geschrieben wurden, sondern als Reverenz. Ignaz Joseph Pleyel (1757-1831), einer der begabtesten Schüler von Joseph Haydn gehörte dazu, aber auch der Böhme Paul Wranitzky (1756-1808).
Das renommierte Streichquartett Quatuor Mosaiques aus Wien mit Erich Höbarth und Andrea Bischof, beide Violine, Anita Mitterer, Viola, und Christophe Coin, Violoncello, stellte neben selten musizierten Quartetten der Komponisten Pleyel und Wranitzky Werke dieser Gattung von Haydn (C-Dur op. 50 Nr.2) und Mozart (F-Dur KV 590) im Palmensaal der Orangerie im Neuen Garten vor. Mehrere gingen als „Preußische Quartette“ in die Geschichte ein. Haydn bedankte sich für ein Geschenk des Königs, Mozart konnte sich über Musik-Bestellung Friedrich Wilhelms freuen.
Die vier Wiener Künstler kennen sich von Nikolaus Harnoncourts Concentus Musicus Wien. Sie sind also bestens vertraut mit historischer Aufführungspraxis und sind sehr sorgfältige Interpreten. Doch hin und wieder, vor allem beim Primarius, drängen sich Einzelheiten des Gekonnten und Bewältigen vor.
Doch insgesamt spielen sie die Quartettmusik mit herzlicher Ausdruckskraft und sprühender Beweglichkeit. Als eine besondere Entdeckung nahm man das Pleyel-Quartett in d-Moll op.9 Nr. 3 wahr. Die vier Instrumente parlieren geistvoll miteinander, jedes gibt mal den „Ton an“, dann sprechen sie wieder eine „einheitliche Sprache“. Das Geheimnisvolle der Haydn“schen Streichquartette ist auch bei seinem Schüler Pleyel unverkennbar herauszuhören. Es ist kühn, unternehmungslustig, seelisch weit gespannt. Die Musiker aus Wien machten Lust auf mehr Pleyel. Abschließend erklang das 2. Preußische Streichquartett von Mozart. Hierbei hat der Komponist dem Cello spielenden König seine besondere Aufmerksamkeit erwiesen, denn spieltechnisch anspruchsvoll ist das Bassinstrument gestaltet. Christophe Coin wusste den Part sensibel zu musizieren, so auch die anderen Drei. Zudem haben sie es mit schwungvoller Durchsichtigkeit und empfindsam-inniger Kraft dargeboten. Herzlich fiel der Beifall für die Gäste aus Wien im einstigen Konzertsaal Friedrich Wilhelms II. aus, in dem er selbst musizierte. Klaus Büstrin
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