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Kultur: Lustig klappern die Fossilien

Musikschüler führten den „Karneval der Tiere“ auf

Stand:

„Den Karneval der Tiere wollen Sie aufführen? Ist das nicht ein bisschen schwer?“, fragte ein Schülervater, als er von dem ambitionierten Projekt der Städtischen Musikschule hörte. In der Tat werden dafür nicht nur ein Orchester und zwei Konzertflügel benötigt, sondern vor allem fortgeschrittene Klavierspieler, die solistisch oder im Duo mit Orchesterbegleitung nach der weltberühmten Partitur von Camille Saint-Saëns spielen können.

Doch damit war bei weitem nicht alles getan, wie Helgrid Pippig, Fachbereichsleiterin Klavier, zur Begrüßung erklärte. Sehr viel Koordination und Kooperation wurde benötigt, von den einzelnen Klavierschülern und -lehrern bis zu Klavierstimmern und Hausmeistern. Die Mühe hat sich gelohnt. Hohes musikalisches Niveau zeigte sich beim Konzert im Gemeindesaal in der Kietzstraße, eine von drei Aufführungen an drei verschiedenen Orten, bei denen insgesamt 22 junge Klavierspieler sowie 22 Orchesterschülern beteiligt waren. Selbst das Dirigat wurde einem ehemaligen Schüler übergeben, Patrick Braun, der inzwischen das Fach Dirigieren an der Universität der Künste in Berlin studiert.

Der bekannte und beliebte Schauspieler des Hans OttoTheaters, Hans-Jochen Röhrig, sprach den Erzähltext in der Fassung von Loriot. Die Verwendung seines heiter-kuriosen Textes hatte Vicco von Bülow persönlich kostenfrei gestattet.

So kam es, dass auf den Rängen der Phantasie-Arena von Saint-Saëns und Loriot „4 791 seltsam kostümierte Tiere“ vor dem inneren Auge der Zuhörer erscheinen. Mit sichtlichem Vergnügen erzählt Hans-Röhrig von der majestätischen Löwenfamilie samt ihrer „fehlfarbenen Tante“ und den anderen freudig erregten Tieren, die die künstlerischen Darbietungen ihrer Artgenossen genießen.

Erhitzte Hühner springen pianistisch pickend durch den Sand, wilde Maulesel stürmen in die Manege, das Pariser Schildkrötenballett hebt die Beine im Zeitlupentempo zu Klaviertriolen und elegischen Streicherschwüngen. Ein gelenkiger Kontrabass begleitet den Auftritt der Primaballerina, die sich als Elefantendiva erweist. Impressionistisch glitzern die Pianoläufe beim Tanz der Schleierschwänze im Aquarium, einsam ruft die Klarinette ihr „Kuckuck“ im Wald. Anmutig schwirren 2000 Kolibris zu den bewegten Flötenfigurationen, lustig klappern die Fossilien zu den Klängen des Xylophons. Endlich kommt der von allen ersehnte Höhepunkt: der Schwan schwimmt in die Arena, ein hinreißendes Cello-Kunststück, das die Hörer immer wieder aufs Neue bannt.

Mit einem fröhlichen Marsch klingt der köstliche „Karneval der Tiere“ aus – ein wunderschönes, gelungenes Projekt, dessen musikalische und soziale Effekte gar nicht hoch genug einzuschätzen sind.

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