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Kultur: Lustvolles Gestalten

Böhmische Hirtenmesse in der Friedrichskirche

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Auf dem Weberplatz herrschte am Sonnabend intensives Weihnachtsmarktgeschehen. Böhmisch sollte es vorwiegend sein. Doch davon war weit und breit nichts zu sehen. Dafür aber kamen Gäste aus der tschechischen Hauptstadt Prag in die Friedrichskirche. Mit ihrer Anwesenheit wurde auch an die ehemaligen Bewohner von Alt Nowawes erinnert, an die protestantischen Böhmen, denen Friedrich II. an diesem Ort Zuflucht ermöglichte. Die Kirche ließ der König neben den Weberhäusern erbauen. Im Gotteshaus gab es am Abend vor dem ersten Advent ein überaus gut besuchtes Konzert, das von der COEX GmbH in Kooperation mit der Aktionsgemeinschaft Babelsberg veranstaltet wurde.

Der Trubel des Marktgeschehens setzte sich gottseidank nicht in der Kirche fort. Eine erwartungs- und spannungsvolle Stimmung machte den Raum zu einer Oase der Ruhe, in der die festlich-heitere Musik bestens zur Geltung kommen konnte. Zum wiederholten Male waren der Kammerchor Canticorum jubilo und das Orchester Quattro Corde aus Prag eingeladen, um unter der Leitung des Dirigenten Jiri Kubik die Böhmische Hirtenmesse des Mozart-Zeitgenossen Jan Jakub Ryba (1765-1815) zu musizieren. Bevor es ganz und gar böhmisch wurde, spielten die Prager Musiker gemeinsam mit dem Solisten Vit Strobach Telemanns Trompetenkonzert in D-Dur in einem schön durchhörbaren Klangbild.

Dann gab es Rybas Böhmische Hirtenmesse. Der Komponist, der zahlreiche Messen, geistliche Gesänge, 35 Sinfonien sowie Singspiele, Konzerte, Pantomimen, Streichquartette und Kammermusiken schrieb, ist vor allem durch seine Hirtenmesse bekannt geworden. Sie wurde am Heiligen Abend 1796 uraufgeführt. Die Texte stammen aus volkssprachlichen Krippenspielen. Und daher hat Ryba auch eine schlichte, sehr melodiöse Musik geschrieben. Alle liturgischen Abschnitte vom Kyrie bis zur Communio sind in der Art eines kindlich-fröhlichen Krippenspiels geschrieben. Freude am Musizieren hatten hörbar die Choristen, das Orchester sowie die Solisten Eva Müllerová, Sopran, Sylva Cmugrová, Alt, Ondrej Snocha, Tenor, sowie Jiri Uherek, Bass. Man spürte, dass sie die Noten aus dem Effeff kennen, so dass sie den Kopf völlig frei hatten zum lustvollen Gestalten. Der Beifall des dankbaren Auditoriums war am Schluss überaus herzlich. Klaus Büstrin

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