Auf einem Berliner Sportplatz, berichtet die Kirchenzeitung, trafen sich Christen und Muslime zu einem Fußballspiel.Wer von ihnen die Besseren sind, fragt an seinem Rande ein Junge. Wer sind die Besseren von den Weltreligionen Islam, Judentum und Christentum? Dies lässt Lessing den Sultan Saladin in seinem Schauspiel „Nathan der Weise“ fragen. Der jüdische Kaufmann Nathan hat eine klare Antwort darauf: Keine ist besser, alle sind gleichberechtigt. In manchen Staaten wird diese Sicht jedoch auch heute nicht begriffen.
In Potsdam trafen sich am Mittwochabend im Stadthaus: Ahmed Gross von der Islamischen Gemeinde Potsdam, der evangelische Stadtkirchenpfarrer Markus Schütte, der Religionswissenschaftler Prof. Karl-Erich Grözinger sowie PNN–Chefredakteur Michael Erbach und Moderator Heinz Meixner. Ihr Gesprächs-Thema „Religiöse Gefühle und Freiheit der Medien“. Für Gross und Schütte bestand erst gar nicht nicht die Frage, ob ihre Religion die bessere sei. Fundamentalistische Äußerungen hatten an diesem Abend keinen Platz. Da war der Zwischenruf eines Gastes geradezu deplatziert, der davon sprach, dass die beiden Vertreter der Religionen in dieser Veranstaltung missionieren. Missionsarbeit gab es nicht, doch jeder vertrat seinen Standpunkt. Als Grundlage zu dem Gespräch nahm der Veranstalter, das Büro der Europa Information, die Auswirkungen des zum Teil blutigen Karikaturen-Streits im Februar und dessen Berichterstattung in den Medien zum Anlass. Ahmed Gross, der im deutschen Kulturkreis und somit Karikaturen aufwuchs, fand die Wut, die Überreaktion gegen die Mohammed-Karikaturen in muslimischen Staaten zunächst unverständlich. Doch habe er dann begriffen, dass die Menschen dort zutiefst verletzt waren. „Ich wünsche mir, dass die Sensibilitäten der Menschen anderen Glaubens stärker geachtet werden.“ In dem sich Markus Schütte für einen Dialog zwischen den Religionen aussprach, war Grözinger von solch einem Dialog für die nahe Zukunft nicht überzeugt. Er sehe das religiöse Verständnis bei den anderen als skpetisch an. Als Beispiel nannte er den jüdisch-christlichen Dialog, an dem nur sehr wenige Juden teilnehmen.
Wie sich die lokale Presse den Kirchen und Religionsgemeinschaften in Potsdam widmet, darüber sprach PNN-Chefredakteur Michael Erbach. „Unsere Berichterstattung ist Chronistenpflicht, auch wenn sie manchmal kritisch sein muss. Wir wollen aber den Prozess der Annäherung der Religionen befördern und niemand in seinen Gefühlen verletzen.“ Und Ahmed Gross freute sich, dass wir in Deutschland eine Luxussituation betreffs des Miteinanders und der Pressefreiheit haben, dass hier nicht die Frage steht: Welche ist die bessere Religion.
Klaus Büstrin
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