Kultur: „Mach Filmmusik“
50 Nachwuchskomponisten im Lindenpark
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Wer wirklich gern und oft ins Kino geht, der weiß, dass ohne die richtige musikalische Untermalung das Geschehen auf der Leinwand nicht richtig funktionieren würde. Bereits in den 20ern begann man darum, die bis dahin existierenden Stummfilme live zu vertonen, um die Emotionalitäten des Films zu unterstreichen.
Und weil wir gerade mittendrin sind in „Potsdam 2011-Stadt des Films“, hat auch der Potsdamer Mach Musik e.V., mit Hilfe der SPI Stiftung, dem Landesjugendamt und der Medienwerkstatt Potsdam, entschieden, sein bereits zum dritten Mal in den Räumen des Lindenpark stattfindendes Musikcamp unter das Motto „Mach Filmmusik“ zu stellen. Die ehrenamtlichen Musiker und Pädagogen, die sich unter der Initiative von Schlagzeuger und Sozialpädagogen Thomas Wischer zusammenschlossen, hatten sich besonders die Musikförderung für sozial benachteiligte Kinder auf die Fahnen geschrieben. Und so luden sie in der vergangenen Woche 50 Nachwuchskomponisten dazu ein, fünf Tage lang kreativ zu werden und sich an verschiedenen Instrumenten auszuprobieren. Vier Tage wurde komponiert und probiert, gebastelt und vertont und am Freitag sollten die Ergebnisse dann im Rahmen eines Konzertes präsentiert werden.
Der aufgeweckte Bendix begrüßte das familiäre Publikum und führte souverän und mit Köpfchen und großer Klappe durchs Programm. Mit einem Augenzwinkern warnte er seine Zuhörer vor der vierfachen Wiederholung des Filmes „Es geschah an keinem Freitag“. Die Kinder, so erklärte er, hätten verschiedene Filme zum Vertonen zur Auswahl bekommen und durften selbst entscheiden. Der in der Tradition des Stummfilms gedrehte Schwarz-Weiß-Thriller war haushoher Favorit gewesen und man durfte gespannt sein, wie unterschiedlich die Gruppen die Geschichte der Check-Das-Monster-Girls interpretieren würden.
Die drei Mädchen der Monstergirls sind auf Beutezug und schnappen sich nicht nur Arnold, den Streber, sondern locken auch die beiden Tollpatsche der Schule mit riesigen Keksen in ihre Falle. Erst zwei supercoole Agenten können ihnen das Handwerk legen und nach dramatischer Verfolgungsjagd liegen die Mädchen mit Einschusslöchern gespickt am Boden. Eine zugegeben etwas morbide Geschichte, die die Nachwuchsfilmer der Medienwerkstatt da zu Verfügung gestellt hatten, aber in ihrer Dramatik eine dankbare Vorlage für die jungen Komponisten.
Die fünf Mitglieder der „Red Eyes“ blieben im Ergebnis klassisch und setzten für die Dramatik vor allem das Klavier ein. Ihre Vertonung orientierte sich an den Vorbildern der 20er und erfasste das Komische und Coole. Die „No Smokies“ nahmen im Gegensatz zu ihren Vorgängern, die ihre Aufnahmen im Studio machten, die Herausforderung der Live-Untermalung an. Mit Dudelsack und Querflöte, Percussion und Akkordeon wählten die fünf Mädchen die breite Pallette des Geräuschemachens und bildeten einen starken Kontrast zur „Teletubbi Wursttheke“, die wiederum das Fiese der Geschichte hervorragend herauszustellen wusste, mit Bongo, Bass und Becken agierte und in ihren Soundtrack Schussgeräusche und Todesglocken einbaute. Und die „Drehradjobber“? Die waren die geborenen Rockstars, wollten unbedingt als Band auftreten und beendeten die Veranstaltung mit Trommelwirbel. Andrea Schneider
Andrea Schneider
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