Kultur: „Man möchte immer eine große Lange “
Neuer Vertrag für Theater- und Orchesterverbund
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Neuer Vertrag für Theater- und Orchesterverbund Ansonsten bewegt sie sich sicher selbst auf glattestem Parkett. Politisch und körperlich. Doch diesmal wäre Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka fast tatsächlich auf dem blank gewienerten Bühnenboden des Kleist Forum in Frankfurt (Oder) ausgeglitten – weil sie zu eilig dem Rednerpult zustrebte, an dem sie vor der öffentlichen Vertragsunterzeichnung zum Theater- und Orchesterverbundes des Landes Brandenburg gestern in der Oderstadt den Anwesenden hoffnungsvoll stimmende Worte mit auf den gemeinsam geplanten und nunmehr auch gesicherten Weg gab. „Die nach drei Spielzeiten vorgenommene Evaluation des Verbundes machte deutlich, dass der Verbund auf der Grundlage von Kooperation und Partnerschaft die teilnehmenden Ensembles und Aufführungsstätten stabilisiert und in ihrer Existenz sichert“, so die Ministerin. Deutlich sei aber auch geworden, dass die Austauschzahlen untereinander erhöht, die Spielpläne besser abgestimmt und die Einnahmen erhöht werden müssten. Der neue Vertrag wurde unter ministerieller Federführung lange und langwierig verhandelt, bis unter den Oberbürgermeistern von Brandenburg a.d. Havel, Frankfurt (O.) und Potsdam, den Intendanten oder Geschäftsführern der künstlerischen Institutionen Brandenburger Theater, Frankfurter Kleist Forum, Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt, Hans Otto-Theater Potsdam und Musikfestspiele Sanssouci/Nikolaisaal Potsdam über das künftige Procedere der Finanzierung Einigkeit herrschte. Nun ist“s vollbracht und (fast) alle sind“s zufrieden. Das intensive Bemühen um Sicherheit für künstlerisches Arbeiten in finanziell unsicheren Zeiten hat Früchte getragen. Formaljuristisch betrachtet wurde der Vertrag jedoch nicht unterschrieben, sondern nur paraphiert – auch wenn er bereits die entsprechenden Unterschriften trägt. Er, der nun noch von den Stadtverordnetenversammlungen der Partnerstädte abgesegnet werden muss, wartet mit einigen wesentlichen Neuerungen auf. So werden beispielsweise die Landesförderungsgelder nur gezahlt, wenn sich alle an das vereinbarte Austauschprogramm halten. Künstlerische Spartenvorstände sollen nunmehr die Programmgestaltung koordinieren. Ob“s klappen wird? Schaun“mer mal. Die Dauer des Vertrages geht von 2004 bis 2006. In diesem Zeitraum wird das Land aus Mitteln des Kulturetats und des Finanzausgleichgesetzes jährlich knapp 13 Millionen Euro bereitstellen. Dabei entfallen auf Potsdam 5,3 Millionen Euro. Von den drei Städten werden zur Finanzierung ihrer Einrichtungen jährlich 12 Millionen Euro aufgebracht. Macht zusammen zirka 25 Millionen Euro pro Jahr, mit denen die Kunstproduzenten und Kunstvertreiber haushalten, aber auch rechnen können. So erhält das HOT vom Land jährlich 2,15 Millionen, von der Stadt 3,9 Millionen (für 2004), dann (für 2005 und 2006) jeweils nur noch 3,775 Millionen Euro. Die Zuwendungen des Landes für die Musikfestspiele/Nikolaisaal betragen jährlich 250 000 Euro, die der Stadt steigern sich von 717 700 (2004) auf dann jeweils 1 044600 Euro. Die beteiligten Institutionen bleiben für das, was sie tun, weiterhin allein verantwortlich. Spezielle gegenseitige Vereinbarungen wie zwischen Staatsorchester und Brandenburger Symphoniker zwecks gegenseitig kompatibler Haustarifverträge und Aushilfstätigkeiten von Musikern betrachtet das Ministerium wohlwollend. Was man sich gegenseitig einkauft, wird zu einem Sockelbetrag abgerechnet. Ein Konzert mit bis zu 15 000 Euro, eine Musiktheatervorstellung mit 17 000 Euro. Letztere kostet aber real 24 000. Die Differenz übernimmt das Land. Das konsolidiert darüber hinaus mit Teilen aus der (zweckgebundenen) Theaterpauschale den Kulturstandort in den drei Städten. Abgewickelt soll nichts und niemand werden. Launig kommentierte abschließend HOT-Intendant Uwe-Eric Laufenberg die gegenwärtige Situation mit dem Tucholsky-Gedicht „Ideal und Wirklichkeit“: „Man möchte immer eine große Lange, und dann bekommt man eine kleine Dicke – Ssälawih!“
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