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„Hänsel und Gretel“ in der Biosphäre: Märchenzauber im Tropenambiente

Das Potsdamer Orchester Collegium Musicum inszeniert die Oper „Hänsel und Gretel“ in der Biosphäre.

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„Eia popeia, das ist eine Not, wer schenkt mir einen Dreier für Zucker und Brot? Verkauf ich mein Bettlein und leg mich aufs Stroh, sticht mich keine Feder und beißt mich kein Floh!“ So singt Gretel beim Strümpfestricken. Auch ihr Bruder Hänsel arbeitet, beiden Kindern nagt der Hunger im Bauch. Denn so sehr sich Vater und Mutter auch abrackern – in der Hütte herrscht Armut. Als die Mutter vor Verzweiflung mit den Kindern unwirsch wird und beim Gerangel der Milchtopf zerbricht, jagt sie die Kinder in den Wald.

So beginnt eine der bekanntesten Versionen des berühmten Grimmsmärchens. Der Komponist Engelbert Humperdinck hat 1893 daraus eine Oper gemacht. Ein spätromantisches Werk für Kinder und Erwachsene – mit all den wunderbaren Ohrwürmern, die später als Kinderlieder Karriere machten, „Suse, liebe Suse“, „Brüderchen, komm tanz mir mir“ und „Ein Männlein steht im Walde“. Jetzt hat das Potsdamer Sinfonieorchester Collegium Musicum das Werk, leicht gekürzt, inszeniert. Am dritten Adventswochenende wird die Oper in der Orangerie der Biosphäre aufgeführt.

Es ist das dritte Mal, dass das Potsdamer Orchester den Raum an der Tropenhalle bespielt. 430 Zuschauer passen hier rein, das Orchester spielt mit 60 Musikern. Dazu kommen die Gesangssolisten. Dass Unterhaltsames gut hierher passt, zeigte sich 2015 bei der Operette „Drei alte Schachteln“ – ein großer Erfolg. Jetzt also kommt eine Winter-Oper, die trotz Tropenambiente ein wenig Weihnachtszauber bringen soll. Die Inszenierung ist traditionell, die Kostüme, die das Hans Otto Theater entwickelt, märchenhaft. So bekommt die Hexe natürlich ein gruseliges Aussehen inklusive großer Nase mit Warze – und Gretel trägt ein Dirndl.

Humperdincks wunderbare Musik ist für die meisten Mitglieder des Laienorchesters neu, eine kniffelige, wenngleich schöne Herausforderung. „Da sind so einige schwierige Passagen dabei“, sagt Orchesterleiter Knut Andreas. Seit September laufen die Proben, demnächst auch mit den Kostümen. Als Solisten treten auf: Birgit Wahren als Hänsel, Dana Hoffmann als Gretel sowie Gabriele Näther als Sand- und Taumännchen. Ilona Nyamen singt die Doppelrolle Mutter und Hexe. Till Schulze ist der Vater, der Besenbinder, der so fröhlich nach Hause kommt, weil er gut verkauft hat, und dort die verstörte Mutter und vor allem keine Kinder findet. Nein, die Mutter kommt zu Beginn nicht gut weg, auch wenn man ihre Verzweiflung verstehen kann. Aber die Kinder deshalb gleich verstoßen?

Das Stück mag jeder nach seinem Gusto interpretieren, sagt Andreas. Dass Mutter und Hexe in vielen Inszenierungen als eine Besetzung angelegt sind, könnte man durchaus so auslegen, dass in der Mutter etwas Böses steckt. Der lustige Vater indes ist zwar zunächst Sympathieträger, kommt aber leider auch erst spät aus den Puschen. Endlich laufen beide Eltern los, die Kinder zu suchen – der Vater aber nicht ohne seine Kümmelflasche. Zum Schluss wird natürlich doch alles gut, und die Hexe verschwindet im großen Ofen. Trauma hin oder her, sagt Andreas, ein großer Ofen muss sein. Im Übrigen ließe sich das Märchen auch feministisch deuten, immerhin ist es die große Schwester, die sich kümmert, den kleinen Bruder tröstet, mutig die Hexe erledigt und Hänsel und die anderen verzauberten Kindern befreit. 

Vorstellungen am Freitag, 9. Dezember um 19.30 Uhr, sowie am 10. und 11. Dezember um jeweils 16 Uhr. Karten kosten 10 bis 21 Euro. Infos im Internet unter www. cm-potsdam.de und www.ticketeria.de. Die Biosphäre bietet die Vorstellung im Paket mit einem weihnachtlichen Buffet im Restaurant im Tropengarten an, pro Person für 20 bis 41 Euro. Infos gibt es beim Kartentelefon der Biosphäre unter (0331) 55 07 40

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