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Kultur: Marschschmiss

Das Landespolizeiorchester im Nikolaisaal

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Nun sind, wie der Volksmund so schön sagt, alle Messen gesungen und damit die Neujahrskonzerte in der Landesmetropole mit jeweiligen besten Wünschen für Gesundheit und Erfolg, Frohsinn und gute Laune über die Bühne des Nikolaisaals gebracht. Fast zu guter Letzt war nun das Landespolizeiorchester Brandenburg (LPO) mit seiner traditionellen Operettenneujahrsgala am Sonntag im Nikolaisaal zu erleben. Für einen vollen Saal hatte der LPO-Freundeskreis gesorgt, der den Musikern in Uniform sozusagen den roten Teppich ausrollte. Die erweisen sich schon in der einleitenden Ouvertüre zur „Schönen Galathee“ von Franz von Suppé als eine schlagkräftige Bläsertruppe, die sich mit Schmiss und Einfühlungsvermögen um die Klangwerdung jener antiken Schönheit bemüht. Fast in Kompaniestärke angetreten, sorgen die gut trainierten Einsätze der einzelnen Abteilungen für taktisches Geschick und strategische Klangweitsicht. Kräftig rührt die kleine Trommel zur Attacke, gibt der gezupfte oder gestrichene Kontrabass gewichtige Impulse. Als dirigentischer „Kompaniechef“ hält Christian Köhler seine Truppe auf Trab und zu spielerischer Disziplin an. Das Publikum ist von seiner jugendfrischen Ausstrahlung und charmant-witzigen Moderation sichtlich angetan. Gleichsam hilft er ihm auch über den Verlust von nicht angelieferten Programmheften hinweg. Er erläutert die Werke der Komponisten, geizt nicht mit anekdotischen Zutaten, kurzum: Durch ihn fühlen sich Hörer wie Musiker im wogenden Meer der Klänge gut aufgehoben und durch gelegentliche Intonationsfährnisse sicher geleitet. Fast stellt sich die Atmosphäre einer familiären Verbundenheit her.

Den Mix aus wienerischer Walzerseligkeit, preußischem Marschschmiss, Schlagerschmelz und dem Sound einstiger großer Tanzorchester treffen die musizierenden Polizisten im Medley von Robert-Stolz-Melodien vorzüglich. Da wiegt sich manch älteres Semester „Ob blond, ob braun“ beglückt im Dreivierteltakt mit. Exotisches Kolorit, Walzercharme und Marschdrive wissen sie dem Querschnitt aus Franz Lehárs „Lustiger Witwe“ mit großem Einfühlungsvermögen zu entlocken. Doch auch bei den Begegnungen mit Eduard Künnekes „Vetter aus Dingsda“ oder Suppés „Leichter Kavallerie“ geht die Post ab. Letzteres Stück wird federnd im Pferderittgalopp vom langjährigen Orchesterleiter Peter Brünsing dirigiert, ein originelles Orchestergeschenk anlässlich seines kürzlichen 70. Geburtstages. Als erfahrener Operettentenor bringt Reinhard Ginzel einige Schmachtfetzen aus Lehárscher Feder zu Gehör. Schnell wird klar, dass Schmelz und glanzvolle Höhe des lyrischen Tenors schon bessere Zeiten erlebt haben. Manche Strahletöne künden allerdings noch immer vom einstigen Wohllaut seiner gefälligen Stimme. Peter Buske

Peter Buske

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