
© Deutsche Kinemathek
Am 3. November wird im Filmmuseum die neue Dauerausstellung „Traumfabrik. 100 Jahre Film in Babelsberg“ eröffnet. Sie stellt in sieben Themenbereichen die Gewerke vor, die am Entstehen eines Films beteiligt sind. Die PNN stimmen in den kommenden Wochen mit sieben kleinen Geschichten auf die Ausstellung ein. Heute heißt es „Mimen und Masken“.
Sie hat wolliges Kraushaar, Augen und Lippen aus farbigem Filz und trägt einen Bastrock aus bunten Bändern. Nur 32 Zentimeter misst die schwarzhäutige Schöne, die der blonden Marlene beisteht, wenn das Lampenfieber mal wieder hochschwappt. Die Schauspielerin leidet oft vor ihren Auftritten. Auch am Rande der Dreharbeiten zum „Blauen Engel“ thront die Lenci-Puppe mit den geschnitzten Holzohrringen auf den Knien der Schauspielerin. Offensichtlich bringt sie ihr Glück. Denn Marlene Dietrich, die zuvor nur in vielen kleinen Rollen bei der Ufa gespielt hatte, setzt sich als Lola gegen einen ganzen Schwarm von Mitbewerberinnen durch, darunter auch die bereits als Star gefeierte Brigitte Helm. Selbst Leni Riefenstahl soll sich um die Rolle der Lola im „Blauen Engel“ bemüht haben. Doch Josef von Sternberg bevorzugte Marlene Dietrich, nachdem er sie im Theater auf der Bühne gesehen hatte. Der Regisseur lädt die noch unbekannte Berlinerin mit den langen Beinen und der rauchig-erotischen Stimme zu Probeaufnahmen nach Babelsberg ein. Wie sie sich dabei schlägt, auch das kann man neben dem Maskottchen mit den großen Kulleraugen in der Ausstellung sehen. Denn Marlene Dietrichs Vorsprechen wurde gefilmt.
Nicht nur „Die Dietrich“ liebte ihre „Lenci“. Die aus Italien stammenden Puppen waren in den 20er Jahren äußerst begehrt. Bis zur Liquidation des Unternehmens im Jahre 2002 wurden die Filz-Dolls noch in der Art von 1919 gefertigt. Bei Sammlern genießen die Puppen mit den oft schelmisch oder trotzig bemalten Gesichtern ein hohes Ansehen. Entsprechend hoch sind auch die Preise für Originale aus den 1920er und 1930er Jahren. Die Puppe von Marlene Dietrich ist natürlich unverkäuflich.
Sie schaut mit ihren Perlen-Augen nun auf einen Mythos, der erst einsetzte, nachdem die „Fesche Lola, der Liebling der Saison“, Babelsberg längst verlassen hatte. Noch am Abend der Premiere reiste Marlene Dietrich gemeinsam mit Josef von Sternberg nach Amerika. Nicht mal zur Premierenfeier gingen die beiden. Erst als sie den Atlantik überquert hatten, schlug der Marlene-Mythos Wellen. Heidi Jäger
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