
© A. Klaer
Kultur: Mazzantini, Ammaniti, vielleicht sogar Tabbucchi?
Susann Rabe möchte einen Einblick in die Vielfalt der Literatur aus Italien geben
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Warum nicht Antonio Tabbucchi? Der italienische Schriftsteller hat unter anderem die Romane „Erklärt Pereira“ und „Tristano stirbt“ geschrieben, hat die Werke des Portugiesen Fernando Pessoa seinen Landsleuten näher gebracht und gilt als eine der bedeutendsten Stimmen in der europäischen Literatur. Also warum sollte Antonio Tabbucchi nicht auch mal in Potsdam lesen?
Susann Rabe hat sich diese Frage schon mehrmals gestellt. Sie hat auch an den Hanser Verlag in München, der Tabbucchis Werke auf Deutsch vertreibt, eine Anfrage gestellt. Doch dort hat man ihr gesagt, dass eine Lesung mit dem 68-Jährigen im Grunde fast schon ein Ding der Unmöglichkeit sei. Tabbucchi mache sich rar und sei sehr zurückhaltend was diese Art von Öffentlichkeit betrifft.
Im vergangenen Jahr ist Susann Rabe nach Potsdam gekommen, nach Jahren in Luxemburg zurück in ihre brandenburgische Heimat. Seit Anfang Februar ist die 29-Jährige das neue Gesicht im Brandenburgischen Literaturbüro in der Villa Quandt, vertritt sie die langjährige Mitarbeiterin Katarzyna Zorn, die derzeit ein Babyjahr nimmt. Doch allein auf Vertretungsarbeit will Susann Rabe ihre Zeit im Literaturbüro nicht beschränkt wissen. In den kommenden Monaten, so ihr ehrgeiziges Ziel, will sie Literatur aus Italien den Potsdamern näher bringen.
Geboren in Lauchhammer, im Südbrandenburgischen, hatte es Susann Rabe kurz nach ihrem Abitur zuerst in die Dominikanische Republik und von dort nach Luxemburg verschlagen. Sie wollte ursprünglich Schauspiel oder Theaterwissenschaften in Berlin studieren, doch die Wartezeiten waren lang. Also entschloss sie sich für eine Auszeit fernab der Heimat, ein Jahr in einer Hotelanlage in der Dominikanischen Republik zu arbeiten. „Aber aus dem einen Jahr wurden nur drei Monate“, sagt Susann Rabe.
Mehr scherzhaft fragt man, ob in diese Entscheidung nicht etwa die Liebe hineingespielt habe. Und Susann Rabe antwortet ganz selbstverständlich mit „Ja“.
Aus Liebe ging sie nach Luxemburg, das war im Oktober 2001. Sie blieb bis zum Sommer 2011. Susann Rabe studierte Germanistik, Italienische Philologie und Deutsch als Fremdsprache an der Universität Trier und sie spürte, dass die Literatur, die sie schon seit ihrer Kindheit begleitet hatte, eine immer stärkere Rolle in ihrem Leben einnahm. Sie arbeitete in dieser Zeit auch in der Luxemburgischen Nationalbibliothek, überlegte, was sie nach Abschluss ihres Studiums für berufliche Chancen in Luxemburg, wo neben Deutsch auch Französisch zur Amtssprache gehört, haben würde. Und sie spürte, dass es gar nicht mögliche Schwierigkeiten beim Berufseinstieg waren, die sie zögern ließen, sondern eine gewisse Unruhe in ihr und die Frage, ob sie das überhaupt wolle, Beruf und Zukunft in diesem kleinen Land. Sie entschied sich für die Literatur und eine Rückkehr in ihre brandenburgische Heimat, nach Potsdam, in die Nähe von Berlin. Der Mann, für den sie zehn Jahre zuvor nach Luxemburg ging, kam mit ihr.
Für ein paar Monate arbeitete Susann Rabe im Literaturladen von Carsten Wist, bevor sie Anfang dieses Jahres in das Literaturbüro wechselte. Mittlerweile ist sie auch als Lektorin für den in Potsdam ansässigen „Verlag für Kurzes“ tätg. Aber warum nun ausgerechnet dieser Schwerpunkt auf die Literatur aus Italien?
Zusammen zählt man ein paar bekannte Namen auf: Tabbucchi, Ecco, Fo und Saviano. Dann folgt schon Schweigen. „Italien hat da noch viel mehr zu bieten“, sagt Susann Rabe. Das ihr Studium der italienischen Philologie bei ihrem Vorhaben behilflich sein kann, will sie gar nicht so sehr betonen. Zuerst einmal ist da die Begeisterung für Literatur, italienische Literatur. Sie erzählt von Margaret Mazzantini und jüngsten Roman „Das schönste Wort der Welt“, von Niccolò Ammanitis Kriminalroman „Ich habe kein Angst“, und je mehr sie davon erzählt, umso deutlicher wird ihre Begeisterung, von der man sich sehr schnell anstecken lassen kann. Und ihr Großvorhaben Tabbucchi?
Susann Rabe lächelt. „Ich werde es weiterhin versuchen“, sagt sie. So schnell lasse sie sich nicht entmutigen. Mit charmanter Hartnäckigkei, die sich oft auch über die scheinbar größten Hindernisse hinwegsetzen kann. Dirk Becker
Dirk Becker
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