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Kultur: Mehr intelligentes Gewerbe

Prof. Rüdiger: Gute Chancen für Potsdam als Kulturhauptstadt

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Prof. Rüdiger: Gute Chancen für Potsdam als Kulturhauptstadt Potsdam habe Ähnliches zu bieten wie Weimar, und schon deshalb sieht Prof. Günther Rüdiger mit gutem Gefühl der Bewerbung Potsdams als europäische Kulturhauptstadt 2010 entgegen. Während die geistige Hochburg Goethes und Schillers vor allem durch eine Verschmelzung von deutscher Klassik, spannendem Theater und Bildender Kunst überzeugte, setzt der kulturpolitische Sprecher der SPD in der brandenburgischen Landeshauptstadt auf das Miteinander von europäischer Architektur, der Wiedergewinnung der historischen Mitte sowie auf den Ruf als Garten- und Filmstadt. Gerade als Wiege des Films, an der Namen wie Marlene Dietrich, Asta Nielsen, Fritz Lang, Friedrich Wilhelm Murnau oder Josef Sternberg geknüpft sind, sei Babelsberg zur Legende geworden. „Und heute haben wir mit Volker Schlöndorff einen Oscar-Preisträger in der Stadt zu wohnen, der sicher auch bereit ist, als Botschafter diesen Ruf weiter mit in die Welt zu tragen.“ Hinzu käme auf dem spannungsreichen Kulturstandort Schiffbauergasse ein nagelneues Theater, dessen jetzt zu berufender Intendant die überregionale Ausstrahlung mit forcieren werde. Große Defizite sieht Rüdiger hingegen nach wie vor bei der Bildenden Kunst. „Die Musik und der zeitgenössische Tanz als herausragende Angebote – das sind Konstanten, auf die man sich in Potsdam verlassen kann.“ Obwohl über Potsdams-Mitte noch viele Fragezeichen schweben, glaube er fest an deren Wiedergewinnung. Für Prof. Rüdiger hängt die Bewerbung zur europäischen Kulturstadt 2010 nicht nur mit der Kulturpolitik, sondern vor allem mit der Ansiedlungspolitik zusammen. „Es ist wichtig, immer mehr intelligentes, wissenschaftsnahes Gewerbe nach Potsdam zu holen, und dafür muss man unbedingt auch ein Kultur- und Wissenschaftsstandort sein. „Diese Haltung findet auch zunehmend Unterstützung in der Verwaltung, Politik und auch in der Bevölkerung. Der gute Ruf ist die halbe Miete. Eine Stadt ohne kulturelle Ausstrahlung wird hingegen keine guten Karten für die Zukunft haben.“ Insofern sei natürlich auch die aktuelle finanzielle Lage ein immenses Problem. „Die Zahlen sind wirklich nicht gut, vor allem die vom Land machen mir Sorgen. Die Zuschüsse für Kultur in Brandenburg wurden im Laufe der Jahre von 50 Euro auf 35 Euro pro Einwohner herunter gefahren. Diese wegbrechenden Mittel können wir nicht auffangen, und die Landesregierung muss wissen, dass die Stadt die Landesbibliothek gar nicht bezahlen kann.“ Auch in der Wissenschaft werde der Wettbewerb immer schärfer, betonte der Astrophysiker. Umso wichtiger sei es auch hier, den Ruf Potsdams als Wissenschaftsstadt zu forcieren, um wiederum Ansiedlungen zu befördern, die Geld in die Kasse bringen. „Wenn 2005 der Stiftungsverband Deutsche Wissenschaft erstmals den Titel ,Stadt der Wissenschaft“ vergibt, der mir 125000 Euro dotiert ist, werden wir uns natürlich bewerben. Und es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht gewinnen.“ Es klinge vielleicht nach Aktionismus, „aber man muss einfach jede Gelegenheit nutzen, um sich bekannt zu machen.“ 2005 sei außerdem das Einstein-Jahr wegen des 100. Geburtstages der Relativitätstheorie, ein zusätzliches Plus für Potsdam und den Telegrafenberg. Aber auch in Golm koche man auf wirklich großer Flamme. „Dort wurde eine Summe von 150 Millionen Euro verbaut, 1500 Wissenschaftler, darunter 300 Studenten, wirken an diesem jetzt schon weltbekannten Campus.“ Prof. Günther Rüdiger, der zum politischen Lenkungskreis bei der Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt gehört, zeigte sich vor allem froh, dass inzwischen auch ein solides finanzielles Unterpfand bestünde, auf dem man zielsicher auf 2010 zusteuern könne. Neben den 10 000 Euro aus dem Hauptstadtvertrag könnten, wenn die Stadtverordneten zustimmen, 300 000 Euro aus erwirtschafteten BUGA-Mitteln hinzukommen. „Dies ist ein Zeichen, dass es uns wirklich ernst ist mit der Bewerbung.“Heidi Jäger

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