Kultur: Mehr positive Energie durch neue Spielstätte T-Werk feiert heute die Einweihung des Schirrhofs
Ein leichtes Zucken um die Mundwinkel kann Jens-Uwe Sprengel nicht unterdrücken, wenn man ihn auf die Proben zu seinem Stück „Kosmos“ anspricht. Der Regisseur und künstlerische Leiter des T-Werks will es heute Abend zur Eröffnung „seines“ Hauses im Schirrhof an der Schiffbauergasse zur Aufführung bringen.
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Ein leichtes Zucken um die Mundwinkel kann Jens-Uwe Sprengel nicht unterdrücken, wenn man ihn auf die Proben zu seinem Stück „Kosmos“ anspricht. Der Regisseur und künstlerische Leiter des T-Werks will es heute Abend zur Eröffnung „seines“ Hauses im Schirrhof an der Schiffbauergasse zur Aufführung bringen. Doch die Vorbereitungen für die Premiere sind in den vergangenen Tagen nicht reibungslos verlaufen: Vor drei Wochen hat das T-Werk seine neue Spielstätte mit 120 Plätzen bezogen, und nicht nur, dass das Team den Umzug von der Reithalle B in die neuen Räume bewältigen musste – die letzten Bauarbeiten an dem aufwändig sanierten Gebäude sind noch längst nicht abgeschlossen. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Handwerker in eine Durchlaufprobe hineinplatzt, weil er die Wände des Theatersaals schwarz streichen will.
„Wir sind nervlich schon recht angespannt“, sagt Sprengel, ohne dabei vorwurfsvoll zu klingen. Denn eigentlich ist er froh über die neue Spielstätte, die er als Wertschätzung seiner bisherigen Arbeit sieht. Nicht, dass ihm die bisherigen Räumlichkeiten in der Reithalle B nicht gefallen hätten, im Gegenteil. Nur: Wirklich optimal war die große, lang gezogene Bühne dort nicht wirklich, insbesondere für die kleiner angelegten Kindertheateraufführungen, wie Sprengel erzählt. „Der neue Theatersaal ist im Zuschnitt einfach günstiger. Er hat bessere Proportionen und auch eine gute Raumhöhe“, sagt Sprengel. „Die neuen Räume setzen sehr viel positive Energie frei.“
Für ihn verbindet sich mit dem neuen Standort an der Schiffbauergasse nicht nur eine Verbesserung der räumlichen Situation. Sie hoffen auch, künftig vom Renommee des Kulturstandortes noch stärker zu profitieren und mit anderen Einrichtungen auf dem Gelände, etwa mit dem Waschhaus, besser kooperieren zu können. Nach dem endgültigen Abschluss der Bauarbeiten auf dem Areal wären auch Freiluftveranstaltungen auf dem Hof vor dem Gebäude denkbar. „Der neue Ort ist allein schon wegen seines Außenbereichs spannender“, sagt Ingrid Ollrogge. Sie ist die künstlerische Leiterin des Havarie-Theaters, das in Zusammenarbeit mit dem Theater-Verein DeGater das T-Werk 1997 gründete.
Mit der Einweihung der neuen Spielstätte endet für das T-Werk eine Odyssee, deren Stationen die Mannschaft vom Waldschloss in Babelsberg über die Reiterhalle B nun in den Schirrhof geführt hat. Das Theaterteam wurde mit seinen Ideen in die Sanierungsarbeiten einbezogen. „Nun gibt es ein räumliches Konzept, das durchdacht ist“, sagt Jens-Uwe Sprengel. So bilde etwa das helle, Licht durchflutete Foyer mit dem langen Tresen einen zentralen Ort im Haus, an dem die Gäste nach den Vorstellungen den Abend ausklingen lassen können. Den gab es bislang nicht: Vorher befand sich ein solcher Treffpunkt in einem Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Heute Abend nun wird sich für die Gäste des Premierenstücks „Kosmos“ erstmals die Möglichkeit ergeben, nach der Aufführung im Foyer über das Werk zu sprechen. Es handelt von zwei Freunden, die sich bei einem pensionierten Bankdirektor und seiner fürsorglichen Frau eingemietet haben. Basierend auf der Arbeit des polnischen Autors Witold Gombrowicz wird in Zusammenarbeit mit dem Berliner Ensemble Alta Musica eine tragikomische Geschichte über die Unmöglichkeit einer Ordnung in der Welt erzählt. Im Anschluss daran gibt es ein Konzert mit dem Montagsorchester.
Die Eröffnung wird auch in den drei auf die Premiere folgenden Tagen gefeiert. So gibt es am morgigen Freitag einen „Themenabend Amok“, bei dem der Autor Jens Becker aus seinem Buch „Kurzschluss“ liest, das vom Amoklauf in Erfurt handelt. Passend dazu führt das Havarie-Theater das Stück „Der Junge, der unsichtbar wurde“ auf, das vom Werdegang eines solchen Täters handelt. In der „2. Langen Nacht des Freien Theaters“ am Sonnabend präsentieren sich verschiedene Theatergruppen, darunter das piccolo-Theater aus Cottbus mit dem Stück „Dussel und Schussel“ sowie das Theater 89 aus Berlin mit „Nichts Schöneres“. Der Jugendtheatertag am Sonntag steht unter dem Motto „Bretter, die die Welt bedeuten“ und bietet in verschiedenen Workshops die Möglichkeit, schauspielerische Fähigkeiten auszutesten.
Auch künftig soll das Angebot abwechslungsreich und vielschichtig sein. Mit monatlich 20 Veranstaltungen richtet sich das T-Werk sowohl an Kinder als auch an Jugendliche und Erwachsene. „Unsere Programmausrichtung ist ein offener Prozess. Wir wollen uns nicht beschränken, sondern spontan und schnell reagieren können“, so Jens-Uwe Sprengel.
Eröffnung des T-Werks im Schirrhof der Schiffbauergasse heute 19.30 Uhr.
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