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Kultur: Mehr Zahlen, bitte
„Para Dox und der Zahlenzücker“ als Deutschlandpremiere am Hans Otto Theater
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Der Name der Autorin dieses Kindertheaterstücks, Paula Fünfeck, ist Programm: „Para Dox und die Zahlenzücker“ ist ein Theaterstück über Mathematik. Über Zahlen, Verhältnisse, das ganze mathematische System – und dessen Sinnhaftigkeit. Und ein Stück mit viel Spaß, sagt Dramaturgin Nadja Hess. Am morgigen Donnerstag wird das Stück für Kinder zwischen sechs bis etwa zehn Jahren am Hans Otto Theater erstmals in Deutschland aufgeführt.
Kein pädagogisch anstrengendes, aufdringliches Programm, sondern eine Geschichte, die Lust machen soll, sich mit Zahlen zu beschäftigen, und die Angst vor dem Thema Mathematik nehmen soll, wird hier erzählt. Zunächst treten Poudél, eine bunte, laute und überbordende Chaos-Queen, sowie Twart, ihr strukturierter, gradliniger und ordnungsliebender Gegenpart, auf. Beide sogenannten „Schöpfungsmeister“ finden sich auf der sehr leeren Bühne und sind beauftragt, eine Welt zu erschaffen. Jeder für sich. Irgendwann müssen sie feststellen, dass sie zu zweit am selben Auftrag arbeiten. Gern würden sie das in Teamarbeit erledigen, aber sie müssen feststellen, dass sie gar nicht zusammenpassen. „Sie finden einfach nicht zueinander“, sagt Nadja Hess. „Sie sind die klassischen Gegenspieler, Poudél kreativ und unsortiert, in bunten Klamotten, Twart mit Schlips und geradlinig – bis hin zur eher dezenten Kleidung.“
In dem Chaos kommt Rettung in Form vom Zahlenzücker. Piter Para Dox van Zahlenzücker ist Reisender, und eigentlich nur auf der Suche nach einer Tasse Kaffee, als er auf die beiden Meister trifft. „Natürlich könnt ihr nicht zusammenkommen, das ist unmöglich – ihr seid nicht vermessen“, sagt er. Den beiden fehlt ein einheitliches System, eine Ordnung. Er will helfen und vermittelt den Streitenden Handwerkszeug, um sich zu sortieren, miteinander auszukommen. „Er bringt also Zahlen mit, versucht, ihnen die Welt der Zahlen näherzubringen“, sagt Naja Hess. Und es geht nicht nur darum, diese zu kennen, sondern den Nutzen davon zu erkennen. „Wirklich, ganz spielerisch“, sagt Nadja Hess, es sei keine Mathematikstunde. Das Stück ergänze aber hervorragend den Mathematikunterricht in den ersten Klassen.
Poudél und Twart lernen also die Ziffern kennen, das Dezimalsystem, wozu die Null gut ist und was man damit so alles machen kann. Es geht um Verhältnismäßigkeiten, um die verschiedenen Möglichkeiten, etwas zu messen, zu vergleichen. „Im Stück kommen dabei auch Körperteile zum Einsatz“, sagt Poudél-Darstellerin Lea Willkowsky.
„Wir haben uns vor den ersten Proben fast eine Woche lang mit Mathe beschäftigt“, sagt Nadja Hess, „uns informiert, wie das war mit Elle und Yard.“ Die Dramaturgin kann sich noch an Rechenschieber und an den Abakus, einem mechanischen Rechenhilfsmittel mit Kugeln, erinnern. Umgehen kann sie damit nicht. „Alles ist heute digitalisiert, manch einer kann Landkarten mit Maßstäben nicht mehr lesen oder eine Waage mit Gegengewichten bedienen“, sagt sie. Auch das sei ein Grund, diese mathematischen Grundlagen näher zu beleuchten. „Diese bleiben ja trotzdem wichtig, auch wenn unsere Welt immer technischer wird“.
Zur Vorbereitung auf das Stück unter der Regie von Marita Erxleben haben sich die Beteiligten fast eine Woche lang mit Mathematik-Spielen beschäftigt. Witzige Kostüme, Zahlenspiele und Musik, live gesungen und am Flügel begleitet, ergeben nun ein Stück, das auf Zahlen neugierig macht – und ein Lob auf die Neugier sein will. In der Generalprobe konnten sie feststellen, dass es sehr gut ankommt beim jungen Publikum. „Die Kinder hielt es kaum auf den Stühlen, sie wollten mitmachen“, sagt Lea Willkowsky.
Die freie Schauspielerin aus Berlin kann man derzeit noch im Stück „Netboy“ erleben, ihr Spielpartner ist der freie Schauspieler León Schröder, Peter Wagner spielt den Zahlenzücker, der die beiden zusammenbringen will. Die Lieder mit Texten von Paula Fünfeck hat der Potsdamer Gitarrist und Komponist Michael Boden geschrieben. „Die Schauspieler werden von Rita Herzog am Flügel begleitet. Mal sehen, was sie noch so aus dem Flügel rausholt“, sagt Nadja Hess und gibt sich geheimnisvoll.
Es wäre schön, wenn es gelänge, mit dem Stück dem Thema Mathematik das schlechte Image zu nehmen. In Deutschland ist das vielleicht cool, Mathe nicht zu mögen, aber in Skandinavien, so hat sie gehört, hat Mathe einen besseren Ruf.
Wie es ausgeht mit den beiden Schöpfungsmeistern, will die Dramaturgin nicht verraten. Es ist jedenfalls ein Happy End. Und niemand gerät ins Abseits, sagt sie: Kreativität und Chaos sowie System und Ordnung bleiben gleichberechtigt nebeneinander. „Es ist aber interessant zu sehen, wie die Kinder sich während der Vorstellung auf jeweils eine Seite schlagen.“ Für Schulklassen gibt es Begleitmaterial mit Experimenten und Spielen, die im Stück vorgestellt werden. „Theater über Mathematik – das ist mal was anderes, aber ich bin sicher, es kommt gut an“, sagt Nadja Hess.
Premiere am morgigen Donnerstag um 10 Uhr in der Reithalle, nächste Vorstellung am Sonntag um 15 Uhr. Der Eintritt kostet 7,50 bis 22 Euro.
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