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Kultur: Mehrschichtig

Halb Bildhauerei, halb Malerei: Der Berliner Künstler Detlef Waschkau im KunstHaus

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Die Reliefarbeiten von Detlef Waschkau sind der beste Beweis dafür, dass die Grenzziehung zwischen den Gattungen Malerei und Bildhauerei am Ende eine Sache der Willkür ist. Freilich ist Detlef Waschkau nicht der erste Künstler, der sich in der Bildhauerei wie in der Malerei gleichermaßen zu Hause fühlt. Dennoch hat er durch seine mit Pigment auf Lindenholz gearbeiteten Bildobjekte ein Verfahren kreiert, in dem sich Malerei und Bildhauerei gewissermaßen auf gleicher Augenhöhe begegnen.

In der am Sonntag eröffneten Ausstellung widmet sich der Kunstverein KunstHaus Potsdam e.V. unter dem Titel „ zwischen Skulptur und Malerei“ zum einen der Reliefkunst des in Berlin lebenden Künstlers. Gleichzeitig sind erst kürzlich geschaffene Aquarelle des ursprünglich aus der Bildhauerei kommenden gebürtigen Hannoveraners zu sehen. Die kleinformatigen Aquarelle spiegeln in etwa den selben Entstehungsprozess wider, der sich als spezifische Handschrift des Künstlers auch in den großformatigen Holzreliefs niederschlägt. Im Kleinen wie im Großen arbeitet Detlef Waschkau nach dem Prinzip, den Entstehungsprozess in der fertigen Arbeit abzubilden.

Als gemeinsamer Nenner stellt sich das Malen und plastische Bearbeiten des Bildträgers in mehreren Lagen bzw. Schichten dar. Die Aquarelle sind auf jeweils drei Lagen übereinander gebrachten Japanpapiers gemalt. Der Clou hier wie bei den in Holz und Farbe gearbeiteten Reliefs ist das gestalterische Prinzip des Wegnehmens, Aussparens und Verdichtens des Bildmotivs. Sowohl die fragilen Aquarelle als auch die massiv gearbeiteten Holzreliefs hat der Künstler in rechteckige Felder segmentiert. Nicht jedoch, ohne zuvor sein Motiv auf dem gewählten Bildträger skizzenartig angelegt zu haben. An die fertige Komposition tastet sich Waschkau dann Schritt für Schritt durch das Entfernen ausgewählter Bildsegmente heran. Seinen etwa ein Zentimeter dicken Reliefs aus Lindenholz rückt er zu diesem Zwecke mit einem Beitel zu Leibe. Durch das Abtragen feiner Holzschichten entstehen im Gesamtbild unterschiedlich starke Sprünge in der Oberfläche. Das Motiv, die Bildidee, die Waschkau nach und nach aus dem Holz herausschält, konkretisiert und verdichtet sich in dem Maße, wie die Farbe mit ins Spiel gerät. Durch das partielle Abkleben, Abtragen und Vertiefen mit dem Beitel und der parallel eingesetzten Malerei bildet sich das Relief heraus. Spannend dabei ist der sich im Wechselspiel von Aktion und Reaktion vollziehende Entstehungsprozess mit Pinsel und Beitel. Die so unterschiedlichen Werkzeuge liefern sich keine Konkurrenz, sondern arbeiten sozusagen Hand in Hand.

Waschkau findet seine Motive in der urbanen Architektur sowohl auf Reisen als auch in Berlin, außerdem in der Natur und immer wieder auch in der Darstellung von Menschen und Porträts. Im zentralen Ausstellungsraum der KunstHaus-Galerie hat der Künstler gezielt sehr große neben sehr kleine Formate gehängt. Die auf Kontraste setzende Wechselwirkung zwischen den einzelnen Arbeiten im Raum wird durch diese Hängung unterstrichen.

Ein Großteil der hier ausgestellten Arbeiten entstammt einer Serie, die nach einem der regelmäßigen Aufenthalte des Künstlers im japanischen Osaka entstand. Der Künstler bearbeitet oftmals ein und dasselbe Thema in Serien. Unabhängig davon ergibt sich in seinem Berliner Atelier durch das Nebeneinander gleichzeitig in Arbeit befindlicher Objekte ein für seine Arbeitsweise charakteristisches Bild. Viele seiner Werke weisen allein schon bedingt durch ihre nahezu zeitgleiche Entstehung eine innere Verwandtschaft auf.

Detlef Waschkau ist nach Jahren des Experimentierens, bei dem der gestalterische Prozess im Mittelpunkt steht, nun soweit, dass er sich in seinem Ausdrucksspektrum weiter öffnen will. Bilder wie das erst unlängst fertig gestellte Relief, das eine belebte Einkaufsstraße in Osaka zeigt, überzeugen davon, wie souverän der Künstler – hier in der Verschränkung von Architektur und Figur, von Holz und Farbe – sein selbst gewähltes Medium beherrscht.

In welcher Gestalt auch immer seine augenblicklich ausgesprochen figurative Bildsprache im einzelnen Werk zum Ausdruck kommt, gewiss scheint eins: Auch in Zukunft wird der malende Bildhauer Pinsel und Beitel nicht aus der Hand legen, um auf seine ganz individuelle Weise Bildhauerei und Malerei miteinander zu befruchten.

Detlef Waschkau. „ zwischen Skulptur und Malerei", bis 18. Mai, geöffnet Mi-Fr 15-18 Uhr, Sa/So 12-17 Uhr, KunstHaus Potsdam e.V., Ulanenweg 9.

Almut Andreae

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