Kultur: „Mein Beruf war Sanssouci“
Fotografien von Roland Handrick in den Römischen Bädern
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Fotografien von Roland Handrick in den Römischen Bädern Wohl kaum jemand war in seinem Berufsleben länger und enger mit den Potsdamer Schlössern und Gärten verbunden als Roland Handrick. Mehr als 36 Jahre hat er Zustände und Entwicklungen der Weltkulturdenkmäler dokumentiert. Eine Austellung in den Römischen Bädern zeigt jetzt unter dem Titel „Augenblick“ eine Auswahl aus Roland Handricks umfangreichen Fotobeständen. „Mein Beruf war Sanssouci“ – sagt der 65-Jährige. Als junger Fotograf war er mit dem Meisterbrief in der Tasche von Dresden nach Potsdam gekommen, um die gerade beginnenden Restaurierungsarbeiten am Schloss Sanssouci fotografisch zu begleiten. Letztes Jahr wurde er, der seit 1978 Leiter der Fotowerkstatt der Potsdamer Schlösser und Gärten gewesen war, aus dem Berufsleben verabschiedet und so nennt der vitale Fotografenmeister die jetzige Foto-Schau auch eine „Abschiedsausstellung“. Vieles erfährt man dabei von der anspruchsvoll-strengen Arbeit eines Fotografen im Dienste der Restaurierung historischer Bauten. Ob in der Werkstatt für Gemälde, Skulpturen, Textil, Holz oder Porzellan, innen oder bei Außenaufnahmen - überall war Roland Handrick dabei. Vieles hat er dabei gelernt, denn er fotografierte stets nur das, was er selbst verstanden hat. Roland Handrick arbeitete für die Denkmalpfleger und Restauratoren. Seine Aufnahmen dienten auch dazu, den Verfall zu dokumentieren, um Behörden und Sponsoren zur Finanzierung neuer Restaurierungsvorhaben zu bewegen. Nach einem schockierenden Gemäldediebstahl aus der Bildergalerie 1977 ging es zudem darum, jedes Teil des Inventars zu fotografieren - vom Eierbecher bis zum Kronleuchter, von der Seidentapete bis zum goldgerahmten Gemälde. Damals wurde die Fotowerkstatt erweitert und zwei weitere Fotografen und eine Laborantin eingestellt. Nach Roland Handricks Weggang ist sie wieder verkleinert worden. Die Arbeit des Fotografen von Sanssouci verlangte akribisch genaue Methoden, quasi nachmessbare Abbildungen, um den Restauratoren präzise Vorbilder zu liefern. Im Innenraum fotografierte Roland Handrick zunächst grundsätzlich mit 13 x 18 großen Plattenkameras der Firma Brückner / Dresden. Bei den Außenaufnahmen hat er sich lange auf die berühmte Praktika FX 2 verlassen, die immer einsatzfähig war – sei es im feuchten Keller oder auf schwankenden Gerüsten. Stets ging es darum, eine technisch perfekte und abbildgetreue Aufnahmen zu liefern. Für ein vollendetes Foto ist Roland Handrick schon mal Risiken eingegangen. So errichtete er im Fotostudio einen halsbrecherischen Hochstand, um eine Thronrückwand aus Brokatstoff im richtigen Winkel zu fotografieren. Sein Perfektionismus ließ ihn aber auch unter den Defiziten in der DDR leiden. Zu gerne hätte er ein bestimmtes Weitwinkelobjektiv für noch bessere Aufnahmen gehabt, das es leider nur im Westen gab. Als er 1985 eine kleine Erbschaft mit Westgeld machte, gab er es für das Objektiv aus. Aber wohin mit dem auffälligen Stück? Ein Fotoapparatesammler in Potsdam setzte es in eine alte Rollbildkamera ein - und Roland Handrick konnte fortan noch besser arbeiten: „Ich liebe Fotos, die auf den Punkt genau sind“. Sein Perfektionismus kommt auch seinen künstlerischen Aufnahmen aus den Parks und Gärten zu Gute. Um eine bestimmte Lichtqualität, eine bestimmte Jahreszeit, ein berückendes Zusammenspiel von Vorder-, Mittel- und Hintergrund zu erhalten, hat es manchmal Jahre gedauert. Aber dann ist es ihm gelungen: dieses eine perfekte Foto, etwa vom Sonnenpavillon im Winter oder von den Römischen Bädern, das mit seiner Ausgewogenheit besticht. Besonders stolz ist er darauf, dass viele von seinen Aufnahmen in Bücher und Kataloge aufgenommen worden sind. Nur ein Wunsch hat sich noch nicht erfüllt: Für einen Bildband auschließlich mit eigenen Arbeiten hat sich bisher noch kein Sponsor gefunden. Lohnen würde es sich, wie die Ausstellung „AugenBlicke“ zeigt. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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