Kultur: Meine lieben preußischen Freunde! Die Kammerakademie inszeniert „fritz & friends“
Werden sie sich diesen König merken können, die vielen Schüler, die am gestrigen Dienstag im Nikolaisaal vor oder auf der Bühne „fritz & friends“ erlebten? Das multimediale Konzert mit Musikern der Kammerakademie und von der Städtischen Musikschule könnte geschafft haben, was manchmal im Geschichtsunterricht nur mit Mühe gelingt: eine Epoche und ihre Protagonisten derart lebendig werden zu lassen, dass davon doch etwas im Schülerhirn hängenbleibt.
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Werden sie sich diesen König merken können, die vielen Schüler, die am gestrigen Dienstag im Nikolaisaal vor oder auf der Bühne „fritz & friends“ erlebten? Das multimediale Konzert mit Musikern der Kammerakademie und von der Städtischen Musikschule könnte geschafft haben, was manchmal im Geschichtsunterricht nur mit Mühe gelingt: eine Epoche und ihre Protagonisten derart lebendig werden zu lassen, dass davon doch etwas im Schülerhirn hängenbleibt.
Selbstredend geht es um den zurzeit allgegenwärtigen Jubilar. Das erfordert auch eine Identifikation des Publikums mit dem neuen alten Vaterland. „Meine lieben preußischen Freunde“ lautet folglich die konsequente Anrede Voltaires an die Konzertbesucher. Voltaire, gespielt von Moderator Daniel Finkernagel, war zuvor von Friedrichs berühmt-berüchtigter Tafelrunde aufgestanden, einer wunderbaren und wandelbaren Videoprojektion, von der im Laufe der Vorstellung noch einige Überraschungen kommen sollten.
Voltaire ist verstimmt, ist er doch beim König in Ungnade gefallen, und plaudert gern ein bisschen aus dem Nähkästchen. Die Themen reichen von Astronomie bis zu des Königs Flötenliebe - statt dass er sich mal um die Frauenzimmer kümmern würde, seufzt der Franzose. Auch wie so ein Feldzug aus Soldatenperspektive aussah, davon weiß Voltaire zu berichten. Finkernagel plaudert in einem Mix aus historischem und modernem Vokabular, erklärt quasi nebenbei lebenswichtige Begriffe wie Hofschranzen und Mätressen – und dass der französische König Ludwig XV. von diesen gleich 15 hatte, wird wohl keiner vergessen. Über Friedrichs Abstinenz diesbezüglich ist das jugendliche Publikum selbstverständlich aufgeklärt und auskunftsfreudig.
Ein transparenter, feingliedriger Kettenvorhang zwischen Vorder- und Hinterbühne trennt Schauspieler und Musikensemble. Weil der Vorhang zur Projektionsfläche für Bild- und Videoeinspielungen wird, sitzen die Musiker teils wie in der Schlössernacht mitten im Park Sanssouci, ein wunderbarer Effekt. Griffig wird das Material für die Schüler auch durch die zeitgenössische Choreografie der Tänzer vom Helmholtzgymnasium – als Bauern oder Soldaten, die witzigen Kostüme der Astronomen und ein schräges, aber innovatives Flötenkonzert der Priesterwegschüler auf selbstgebauten Instrumenten aus Baumarktmaterial. Steffi Pyanoe
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