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Kultur: Meister-Stiche

Der Schinkel-Verleger Ferdinand Riegel

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Das zu Ende gehende Jahr der Architektur war auch ein Jahr des Gedenkens an Karl Friedrich Schinkel mit der hervorragenden Ausstellung seines vielseitigen Werkes im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Kultur. Dort konnte man auch eine Auswahl der Drucke seiner Entwürfe bewundern. Doch wer kennt heute noch seinen Verleger, Ferdinand Riegel, damals ein bekannter Potsdamer, dessen 140. Todestag in diesem Jahr keine Aufmerksamkeit fand, obwohl ihn Zeitgenossen rühmten, dass er „überhaupt erst in Deutschland eine architektonische Literatur gegründet und geschaffen“ habe.

Riegel hatte gute Verbindungen zum Berliner Architekten-Verein und zu der von Schinkel geleiteten Oberbaudeputation. Dort wusste man ihn als Verleger berühmter Sammlungen von Stichen zu schätzen, u.a. eines „Architektonischen Albums“ mit Entwürfen von Stüler, Schadow und Persius. Riegel hat aber nicht nur Stahl- und Kupferstiche verlegt, sondern sich auch um die vielfarbige Lithographie, ein damals noch neues Verfahren, verdient gemacht. Schinkel war auf Riegel aufmerksam geworden und gewann ihn als Verleger von Entwürfen in beiden Verfahren. Da Schinkel schon 1841 verstarb, erschienen einige Werke posthum.

Ferdinand Riegel verlegte 1840 bis 1842 die „Werke der Höheren Baukunst" (weitere Auflagen bis 1875). 1841 bis 1843 erschien das umfangreichste Werk, auch mit Potsdamer Bauten, die „Sammlung architektonischer Entwürfe von Dr. C.F. Schinkel", für die bekannte Meister, wie Normand und Schwechten, die Stiche nach Zeichnungen Schinkels gefertigt hatten. Als hochwertige vielfarbige Steindrucke verlegte Riegel den „Entwurf zum Königspalast auf der Akropolis in Athen“ und den „Entwurf zu dem Kaiserlichen Palast Orianda in der Krim“, den Schinkel im Auftrag der russischen Zarin Alexandra, Tochter Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise, geschaffen hatte.

Ein Verdienst Riegels war der Einsatz hochleistungsfähiger Druckereien, auch in Potsdam, z.B. von Heinrich J. Willing und Bartholomäus Neumanns Nachfolgern oder das Lithographische Institut unter Rittmeister Harpe.

Riegel verlegte auch weiterhin Werke über Architektur, z.B. 1853 das „Album von Schloss Babelsberg“ mit zwölf Farblithographien nach Aquarellen von Carl Graeb, „Sanssouci in seinen Architekturen“ von Ludwig Hesse (1854-1856), Häberlins „Sanssouci, Potsdam und Umgebung“ (1855). In Potsdam war Riegel als Mitbegründer der Literarischen Gesellschaft und als Stadtverordneter aktiv. Er setzte sich besonders für die neue Städteordnung ein. Der 1797 im Breisgau Geborene lebte ab 1824 in Potsdam und starb 1866 in Berlin. Wolfgang Tripmacker

Eine ausführliche Darstellung des Verlages erscheint in Kürze im Märkischen Verlag Wilhelmshorst in „Geschichte Potsdamer Verlage“.

Wolfgang Tripmacker

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