Kultur: Melancholische Klänge im Nikolaisaal
Das legendäre Klarinettenquintett in h-Moll, ein Spätwerk von Johannes Brahms, steht im Mittelpunkt des Kammerkonzerts mit Mitgliedern der Kammerakademie Potsdam am morgigen Sonntag um 16 Uhr im Foyer des Nikolaisaals in der Wilhelm-Staab-Straße 10/11. Brahms war durch das Spiel des Klarinettisten Richard Mühlfeld, den er 1890 kennenlernte, so sehr inspiriert, dass er für ihn noch vier bedeutende Kammermusikwerke mit Klarinette schrieb, obwohl er sein kompositorisches Werk eigentlich schon abgeschlossen hatte.
Stand:
Das legendäre Klarinettenquintett in h-Moll, ein Spätwerk von Johannes Brahms, steht im Mittelpunkt des Kammerkonzerts mit Mitgliedern der Kammerakademie Potsdam am morgigen Sonntag um 16 Uhr im Foyer des Nikolaisaals in der Wilhelm-Staab-Straße 10/11. Brahms war durch das Spiel des Klarinettisten Richard Mühlfeld, den er 1890 kennenlernte, so sehr inspiriert, dass er für ihn noch vier bedeutende Kammermusikwerke mit Klarinette schrieb, obwohl er sein kompositorisches Werk eigentlich schon abgeschlossen hatte. Dabei gelang es ihm, der Klarinette noch ganz neue Ausdruckswelten zu erschließen: Der das ganze Quintett durchziehende Ton herbstlicher Schwermut war so noch nie zu hören gewesen.
Im Konzert liegt der anspruchsvolle Klarinettenpart in den Händen von Markus Krusche, der seit der letzten Spielzeit Klarinettist der Kammerakademie ist. Streicher der Kammerakademie spielen mit Krusche außerdem „Zwei Fragmente für Klarinette und Streichtrio“ des Wiener Komponisten Alexander Zemlinsky. Zemlinsky hatte dieses Werk kurz vor seiner erzwungenen Emigration begonnen; im Exil verhinderten Krankheit und Erfolglosigkeit, dass er das Klarinettenquartett vollenden konnte, doch die beiden Fragmente legen ein ergreifendes Zeugnis ab von seiner ungebrochenen Treue zur Wiener musikalischen Tradition.
Im ersten Teil des Programms erklingen ein frühes und ein spätes Streichquartett von Joseph Haydn: das „Sonnenquartett“ D-Dur aus op. 20, ein Markstein auf dem Weg Haydns in der Entwicklung des klassischen Streichquartettsatzes, und das unvollendete Streichquartett in d-Moll op. 103. Wenn die Umstände seiner Entstehung nicht bekannt wären, würde wohl niemand die beiden Sätze von op. 103 für das Werk eines vom Alter geschwächten Greises halten. Haydns Erfindungskraft zeigt sich auch hier in voller Höhe. PNN
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: