Kultur: Membra Jesu nostri
Buxtehude am Karfreitag: Vocalkreis Potsdam gestaltet „Musik zur Sterbestunde Jesu“ in der Friedenskirche
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Erstaunlich, dass die Kirchenmusiker Potsdams sich der Vocalmusik Dieterich Buxtehudes nur sporadisch zuwenden. Der Kantor und Organist der St. Marienkirche in Lübeck, zu dem Händel und Bach pilgerten, um sich von seinem berühmten Orgelspiel inspirieren zu lassen, hat ein umfangreiches Kantatenwerk hinterlassen. Der Zyklus „Membra Jesu nostri“ gehört zu den eindrucksvollsten Werken des Barockkomponisten.
Joachim Walter, der Kantor der Friedenskirche Sanssouci, wird diese Passionsmusik am morgigen Karfreitag um 15 Uhr mit dem Vocalkreis Potsdam und der Cappella regina, einem Ensemble, das sich der historischen Aufführungspraxis verschrieben hat, zur Aufführung bringen. Joachim Walter, der jahrelang in Lübeck als Kirchenmusiker tätig war und als zweiter Vorsitzender der Internationalen Dieterich-Buxtehude-Gesellschaft fungierte, hat eine besondere Beziehung zu dem Komponisten.
Es ist Walter ein inneres Anliegen, den Zyklus „Membra Jesu nostri“ (Die allerheiligsten Gliedmaßen unseres leidenden Jesus) auch in Potsdam vorzustellen. Dieterich Buxtehude schuf diese stille, eindringliche Komposition aus sieben kurzen Kantaten mit je einer instrumentalen Einleitung und einem fünfstimmigen Eingangschor, in dem der Kantate ein Bibeltext vorangestellt wird. Dann gibt es Meditationen nach einer mittelalterlichen Dichtung über den Körper des gekreuzigten Christus, angefangen von den Füßen über die Knie, Hände, Seite, Brust, Herz bis zu seinem dornengekrönten Haupt.
Dieser lateinische Text war in deutscher Übersetzung in der Barockzeit besonders bei den Protestanten sehr beliebt. Man denke nur an Johann Crügers „O Haupt voll Blut und Wunden“. Rästelhaft ist das Werk auch, weil es so schwer zu fassen ist. Die Musik verzichtet weitgehend auf dramatisch-barocke rhetorische Ausmalungen, wie man es etwa von Bach her kennt. Und dennoch kann es den Menschen von heute so unmittelbar bewegen.
Zwischen den einzelnen Kantaten werden Meditationen mit dem Titel „Gottessohn als Menschensohn“ gelesen. Die Texte wollen vedeutlichen, dass das Sterben Jesu berührt wie jedes Sterben. Doch im endenden Leben und im Sterben leuchtet Leben in seiner Präsenz und Zerbrechlichkeit auf. Klaus Büstrin
Musik zur Sterbestunde Jesu am morgigen Karfreitag um 15 Uhr in der Friedenskirche Sanssouci
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