zum Hauptinhalt

Kultur: Mendelssohns Geist blieb erhalten

Überaus herzlich aufgenommenes Konzert des Persius Ensembles im Schloss Babelsberg

Stand:

Überaus herzlich aufgenommenes Konzert des Persius Ensembles im Schloss Babelsberg Von Klaus Büstrin Inmitten des Ausstellungshauses, im Schloss Babelsberg, fand das Konzert des Persius Ensembles statt. Eine Schau findet derzeit zum 200. Geburtstag des Namensgebers des Nonetts dort statt. Ludwig Persius, dem „Architecten des Königs“ Friedrich Wilhelm IV., wurde dieses Konzert gewidmet. Mit welchem Komponisten könnte man Persius besser ehren als mit Felix Mendelssohn Bartholdy, um den sich der König stets sehr bemühte. Mendelssohn übernahm die Stelle des Generalmusikdirektors am Hof. Doch die „preußische Liebe“ wurde keine besonders glückliche. „In jedem Fach stößt man auf dasselbe Hindernis, auf denselben Mangel: persönlichen Befehl und augenblickliche Laune im Grunde von allem, was geschieht, und keine Spur von Freiheit in den Gemütern derer, die es schaffen sollen“, schreibt Mendelssohn 1844 in einem Brief. Doch aus der Berliner Zeit stammen einige Partituren, in denen sich des Komponisten Muse auf glückliche Weise offenbarte. Den Kontakt zur Bühne, den die Oper Mendelssohn verwehrte - abgesehen von Jugendversuchen –, vermittelte dem Komponisten eine Reihe von Schauspielmusiken, u.a. zu Shakespeares „Sommernachtstraum“. Der Reigen der Elfen, der Tanz der Rüpel, Titania und Oberon, Frohsinn, Übermut, Liebe und Eifersucht wurden in wundersamen Tönen gezaubert, alle für ein Sinfonieorchester zu spielen. Die Musikgeschichte kennt jedoch immer wieder Bearbeitungen für Kammerbesetzungen, zumeist für Bläser, sogenannte Harmoniemusiken. Erst im Frühjahr stellten die Bläser der Kammerakademie Potsdam im Schlosstheater eine Bearbeitung von Andreas N. Tarkmann vor. Zur Persius-Ehrung nun eine von Jolyon Brettingham Smith, eine stadtbekannte Berliner Musiker- und Komponistenpersönlichkeit, die auch Konzerte der Kammerakademie moderierte. Da die Tarkmann-Fassung keine Streicher zulässt, außer einem Kontrabass, ist sie viel zu erdenschwer. Schwerlosigkeit dagegen, Grazie und feinsinniger Humor – dies kann man man bei Brettingham Smith finden, denn in seinem Nonett geben die Streicher (Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass) genauso den Ton an wie die Bläser (Flöte,Oboe, Fagott Klarinette und Horn). Die Musiker werden zu modernen Spieltechniken angehalten und die Instrumente erhalten teilweise neue „Rollen“, so dass eine spannungsreiche Musik entstand. Brettingham Smith hat sich sehr sensibel der Mendelssohn“schen Partitur angenommen. Ihr Geist blieb erhalten. Nach dem Hochzeitsmarsch jedoch lässt er noch einmal die Elfen und Kobolde aufwarten, denn sicherlich haben sie schon wieder neue Streiche im Sinn ... Das Persius Ensemble gestaltete den „Sommernachtstraum“ sehr differenziert, mit einem homogenen Klang, humorvoll, spritzig und mit edler Lyrik. Das Publikum erfreute sich an dieser Musik und spendete langanhaltenden Beifall. Zuvor war das fast zu lange und etwas zähe Nonett op.77 des Engländers Georges Onslow (1784-1853) zu hören. Wohl nur durch die fabelhafte Interpretation des Persius Ensembles bekam das Werk eine schöne Lebendigkeit. Mendelssohn blieb an diesem Abend der Meister.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })