Kultur: Menschliche Inneneinrichtung
Malerei und Installation von Ekkehard Krauß in der „Stilfabrik“
Stand:
Zwar ist die Stilfabrik nicht mehr ganz neu, aber sogar für manche Potsdamer erst noch zu entdecken. In der Posthofstraße leuchtet am Eingang orange eine Lampe, die darauf hindeutet, dass es in dem renovierten Fabrikgebäude um Einrichtungsgegenstände für die gehobene Klasse geht. Sogar ein Café wird dort betrieben, und der frische Parmesanduft mischt sich mit dem des Kaffees. Hat man sich bis in den dritten Stock, vorbei an Bädern, Regalschränken, Sofas und Lampen gearbeitet, geht es bei den Arbeiten von Ekkehard Krauß mehr um die Inneneinrichtung des Menschen, also um sein Seelenleben.
Ein fast impressionistisch wirkendes Hiddensee-Bild, dessen Himmel allerdings expressionistisch rot glüht und die sanfte Gegend in eine wirbelnde Seelenlandschaft verändert, empfängt den Besucher. Der 1953 geborene Autodidakt, in der Nachwendezeit erster demokratischer Bürgermeister von Wilhelmshorst, bietet unterschiedliche Stilrichtungen. Da gibt es die surrealistisch anmutenden Gemälde, zum Beispiel das der Frau, die seelenruhig am Meer sitzend ihren Rotwein trinkt, während das schlossartige Haus dahinter gerade im Meer davonzuschwimmen droht.
Oder den „Traum auf Sylt“, in dem sich lasziv die Halbnackte im Strandkorb dem Betrachter entgegenräkelt und trotz der vermeintlichen Blöße doch nicht viel von sich preisgibt. In „Familienbande“ befinden sich die Individuen in unterschiedlichen Stadien der Befreiung aus ihrem Kreiskokon und schweben scheinbar zusammenhanglos durch die Luft. Im „Goldenen Schnitt?“ tritt gerade eine nackte Frau auf den Balkon, sie ist genau in der Mitte von der Hausmauer durchtrennt. Stoisch blicken ihr die gegenüberliegenden Hausmauern entgegen.
Kraftvoll verwendet Krauß die Farbsymbolik, und manchmal spaziert er auch in die Gefilde der Pop-Art. In seinen Collagen assembliert Krauß farbig bearbeitete Fotografien desselben Motivs, so des „Funkturms“ oder auch des ehemaligen Heizwerks in der Schiffbauergasse. Viele der Arbeiten berichten von inneren Kämpfen des Künstlers, doch er überlebt: in „Aufgetaucht“ aus dem Jahr 2006 erhebt sich sein Kopf aus der bedrängenden Wasserflut, die Augen blicken gen Himmel, Hilfe naht. Lore Bardens
Bis 3. März, Stilfabrik, Posthofstraße 5
Lore Bardens
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