
© Konstantin Börner
Kultur: Metall und Beton
Die Potsdamer Deathmetal-Szene traf sich Samstag unter dem Motto „We will fight together“ am Stern
Stand:
Man ahnt es ja kaum: Auch am Stern kann es durchaus ziemlich metallisch werden. Der beste Beweis dafür war der am Samstag im Club 18, einen Steinwurf vom Keplerplatz entfernt, unter dem Motto „We will fight together“ stattgefundene Bandcontest. Nun gibt es ja – man möchte sagen Gott sei Dank – nicht nur ein oder zwei Potsdamer Kapellen, die sich dem Schwermetall verschrieben haben: Mit Valka, We Are Crooks und The Walls Concave kam da allerdings die Crème de la Crème der Potsdamer Brachialität zusammen. Auf dem Hof des Clubs wurde man von besonders aggressiven Mücken hemmungslos attackiert, weshalb zwangsläufig die Flucht nach innen blieb, wo Barkeeper Nicki breit grinsend mit allerlei Flüssigkeiten hantierte. Wer sich hinter dem kryptischen Namen Valka versteckte, wurde gleich zu Anfang klar: niemand Geringeres als die Tausendsassas von Vijeriah, die sich ganz frisch ihres Sängers entledigt hatten, was sie allerdings nicht davon abhielt, sich ohne Einsatz eines Mikrofons zu präsentieren – auch wenn das Konzert dadurch eher den Charakter einer öffentlichen Probe bekam. Vijeriah warfen ziemlich verfrickelte Beats ins Publikum, wobei der Schlagzeuger mit hoher Präzision an einen Duracell-Hasen erinnerte. Der Rest der Band schnallte sich die Instrumente kurzerhand auf Brusthöhe, was man im metallischen Bereich auch eher selten erlebt. Metal zum Zuhören eben, wobei sich allerdings auch zum angekündigten 137-bpm-Moshtrack niemand zum Headbanging hinreißen ließ.
We Are Crooks hängten sich immerhin die Instrumente etwas tiefer, wobei hier weniger Deathmetal geboten wurde: Die Jungs haben eindeutig eine gute Erziehung im Hardcore-Kindergarten genossen. Da durfte der Gitarrist auch mal in Radlerhosen auf die Bühne, der Sänger trotzte sich ein herzhaft sympathisches „Fuck you“ ab, während im Moshpit durchaus kreative Tanzeinlagen zu sehen waren.
Und dann kam es doch noch, das Inferno: The Walls Concave hatten definitiv ihre Hausaufgaben gemacht und sich meilenweit von der seelenlos-technischen Belanglosigkeit entfernt, der sie vor wenigen Jahren noch huldigten. Dieses Kraftpaket von Deathmetal zu negativieren, ist schlicht unmöglich: Was für ein Brett! Selten wird man von so intensivem Geknurre, fetttriefenden Gitarrenriffs und einem an explodierende Handgranaten erinnernden Schlagzeug an die Wand geblasen – das Quintett war definitiv auf Abriss programmiert. Deathmetal ist zwar speziell, aber The Walls Concave sind in der Lage, auch den Nicht-Deather zu fesseln. Hier wurde abgeliefert, meilenweit entfernt von der Langeweile von Bolt Thrower und Konsorten, sondern einfach nur tonnenschwere Hooklines, die von gutaussehenden Gitarristen mit einem Betonmischer abgeladen wurden. Klar akzentuierte Metalriffs, die genau an der richtigen Stelle durchbrochen wurden, überhaupt ein großartiger Sound. Als die Polizei pünktlich um Mitternacht zerknirscht um die Einhaltung der Ruhezeiten bat, war der metallische Abend allerdings schon gelaufen. Und zwar nicht zu knapp. Oliver Dietrich
Oliver Dietrich
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