Kultur: Mit Attentaten muss gerechnet werden Tag der offenen Tür in der fabrik
Ein wenig provokant und auch ein wenig heikel klingt es in heutigen Zeiten, wenn auf einem „Kursbasar“ mit „Tanzattentaten“ zu rechnen ist. Wer morgen im Rahmen des Schiffbauer-Festes in die Räume der fabrik tritt, muss mit Überraschungen rechnen.
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Ein wenig provokant und auch ein wenig heikel klingt es in heutigen Zeiten, wenn auf einem „Kursbasar“ mit „Tanzattentaten“ zu rechnen ist. Wer morgen im Rahmen des Schiffbauer-Festes in die Räume der fabrik tritt, muss mit Überraschungen rechnen. Doch sind diese Überraschungen nur gut gemeint.
Zwischen 15 und 18 Uhr sollen sich der große Saal und die drei Studios in einen Marktplatz verwandeln. Reinschauen und ausprobieren soll hier möglich sein. Alles, was in dem Tanztheater fabrik an Kursen angeboten wird. Von Yoga über Bewegungstheater und Indian New Dance reicht das Angebot. Selbst Seltsames wie Biodanza und Morgentraining wird angeboten. Wer nur schaut auf diesem „Kursbasar“, dem kann es passieren, dass plötzlich um ihn eine kleine Choreographie entsteht. Entweder man lässt sich mitreißen oder schaut einfach nur zu, wie es um einen herum tanzt. Tanzattentate, wie es die Betreiber der fabrik nennen.
Ab 20.30 Uhr werden tänzerisch menschliche „Zustandsbeschreibungen“ gegeben. Drei Stück an der Zahl, zwischen 15 und 20 Minuten lang. Die israelische Tänzerin Zufit Simon macht mit ihrem Stück „Adom“ den Anfang. Menschliche Zustände werden hier gezeigt. Nur zwei Körper sprechen und umtanzen das Wort Adom, das im Hebräischen für Blut, der erste Mensch und Erde steht.
Absurde Szenen, wie sie der zwischenmenschliche Alltag fast täglich liefert, zeigt Hanna Hegenscheidt in ihrem Stück „I’m ok, – You’re ok“. Ein Mann und eine Frau sitzen auf ihren Stühlen, in Rechtfertigungshaltung, wie bei einem Podiumsgespräch. Es geht um Zuneigung und Ablehnung, die damit verbundenen Unsicherheiten und Peinlichkeiten. Es geht um das ewige und nie langweilig werdende Auf und Ab des menschlichen Beziehungsdramas.
Zum Abschluss wird das neueste Stück des Dänen Henrik Kaalund gezeigt, in dem die Abgründe der menschlichen Seele offenbar werden. Eine Frau, die sich zum Star träumt oder es doch ist? Die in jede Rolle schlüpfen kann, dies jedoch vielleicht nur in ihrer Fantasie? Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem sie Wirklichkeit und Traum nicht mehr auseinander halten kann. Nur die Suche nach der Erinnerung, das Hinabtauchen zum eigenen Seelenabgrund kann ihr helfen, ihre Identität wieder zu finden.
Ob dabei auch mit Tanzattentaten gerechnet werden muss, kann an dieser Stelle nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden. Dirk Becker
Dirk Becker
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