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Überzeugte. Einav Yarden.

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Kultur: Mit Beethoven auf dem „Klavierolymp“

Einav Yarden spielt das 5. Klavierkonzert in der Erlöserkirche

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Als einen Wettbewerb hatte Einav Yarden den „Klaviergipfel“ im März nicht empfunden. Zusammen mit den drei chinesischen Pianistinnen Miao Huang, Yunyi Qin, Gehui Xu hatte Einav Yarden einzelne Sätze aus den ersten vier Klavierkonzerten von Ludwig van Beethoven im Nikolaisaal gespielt. Die Idee zu diesem „Klaviergipfel“ kam von Ud Joffe, der die vier Musikerinnen mit dem Neuen Kammerorchester Potsdam begleitete. Am Ende entschieden Publikum und Orchestermusiker, welche der Pianistinnen am überzeugendsten spielte. Und sie entschieden sich für die in Israel geborene und in Berlin lebende Einav Yarden. Am heutigen Donnerstag wird sie ihren Preis einlösen, wenn sie zusammen mit dem Neuen Kammerorchester Potsdam unter Leitung von Ud Joffe in die Erlöserkirche Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 unter dem Motto „Klavierolymp“ spielt. Eröffnet wird das Konzert mit der ersten Sinfonie des Komponisten – einem Werk zwischen Tradition und Aufbruch. Einerseits steht sie in einem wirklich klassischen Sinne neben den Sinfonien Mozarts und Haydns, andererseits sind unter ihrer harmlosen Schale bereits grundlegende Neuheiten angelegt.

„Ich spiele sonst Recitals, Konzerte mit Orchestern und Kammermusik“, sagt Einav Yarden. Dass sie bei einem Konzert aber nur einzelne Sätze wie beim „Klaviergipfel“ spielen sollte, das hatte vorher von ihr noch keiner verlangt. Und auch wenn sie keine Wettbewerbe mag, hat sie sich auf dieses ungewöhnliche Experiment eingelassen. Umso mehr freut es sie, dass sie dieses Konzert für sich entscheiden konnte und nun Beethovens Klavierkonzert ganz ohne Wechsel spielen kann.

Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 – dieses optimistische und beglückende Werk – entstand in einer für Beethoven existenziell bedrohlichen und deprimierenden Situation. Nicht nur dass die voranschreitende Ertaubung den Komponisten schwer belastet; außerdem wird Wien von Napoleons Truppen mit Artilleriefeuer belagert und schließlich besetzt. „Welch zerstörendes, wüstes Leben um mich her! Nichts als Trommeln, Kanonen, Menschenelend in aller Art“, schreibt Beethoven verzweifelt. Doch seine schöpferische Kraft ist stärker; es entsteht ein Solokonzert, das wie der Gegenentwurf einer besseren Welt erscheint. Die festliche Tonart Es-Dur wählt der Komponist sicher nicht zufällig. In dieser Tonart steht auch die zuvor entstandene „Eroica“, die Beethoven zunächst dem als revolutionären Befreier verehrten Napoleon widmete, nach dessen Selbstkrönung zum Kaiser die Widmung jedoch durchstrich. Jetzt im Jahr 1809 schreibt er über Napoleon: „Wenn ich von der Kriegskunst so viel verstünde wie von der Tonkunst, ich würde diesen Menschen besiegen!“ In diesem Sinn kann man das 5. Klavierkonzert durchaus als einen subtilen Sieg verstehen – als einen mit den ureigenen Waffen des Tonkünstlers, der eine andere Welt erstehen lassen kann. Musikalisch gesehen stößt Beethoven damit die Tür auf zum großen romantisch-sinfonischen Klavierkonzertstil, wie ihn später unter anderem Johannes Brahms prägen wird.

Einav Yarden bezeichnet Beethoven als einen großen Einfluss für ihre musikalische Entwicklung. Sie studierte an der Rubin Music Academy Tel Aviv und am Peabody Conservatory Baltimore und trat als Solistin mit renommierten Orchestern auf, wie dem Israel Philharmonic Orchestra, dem Beethoven Orchester Bonn, dem Calgary Philharmonic Orchestra – unter Dirigenten wie Sir Neville Marriner, Stefan Blunier und Mark Russell Smith. Regelmäßig ist sie Gast auf internationalen Festivals. Während des Lucerne Festivals 2008 lud sie András Schiff zu einem Workshop über die Beethovenkonzerte ein, der vom japanischen Fernsehen als 12-teilige TV-Serie ausgestrahlt wurde. „Beethoven, das ist zwar immer auch Herausforderung, in erster Linie aber ein Vergnügen für mich. Denn seine Musik, die ist mir ganz nah“, sagt Einav Yarden. D.B./Ch.S.

„Klavierolymp“ am heutigen Donnerstag um 19.30 Uhr in der Erlöserkirche in der Nansenstraße. Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt 10 Euro

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