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Kommunikative Art. Erica Oeckel ist am 15. August gestorben.

© Manfred Thomas

Zum Tode der Künstlerin Erica Oeckel: Mit bewegender Leichtigkeit

An einer Bushaltestelle in Bornstedt hat man sie des Öfteren gesehen: Erica Oeckel. Schon von Weitem leuchteten ihre roten Haare, auch die Kleidung hatte etwas Extravagantes, Exotisches.

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An einer Bushaltestelle in Bornstedt hat man sie des Öfteren gesehen: Erica Oeckel. Schon von Weitem leuchteten ihre roten Haare, auch die Kleidung hatte etwas Extravagantes, Exotisches. Fast täglich fuhr sie mit dem Bus in die Potsdamer Innenstadt, um zu arbeiten. Ihre Arbeit, die sie nie als solche ansah, bestimmte ihr Leben, bedeutete Kreativität und Freude. Darüber erzählte Erica Oeckel nur selten während der Begegnungen. Sie lud den Mitfahrenden in ihr Atelier ein, sich ihre Arbeiten dort anzuschauen.

Die Malerin, die Warmherzigkeit ausstrahlte, Aufgeschlossenheit gegenüber jedermann zeigte und auch munter plaudern konnte, war glücklich, wenn ihre Bilder in Augenschein genommen wurden. Dann war sie wieder wochenlang aus dem Potsdamer Stadtbild verschwunden. Ja, sie sei in Schwäbisch Hall gewesen, berichtete Erica Oeckel nach der Rückkehr. In die gemütliche Stadt in Baden-Württemberg fuhr sie gern, um zu reflektieren, zu entspannen und alte Freundschaften zu pflegen. Nun wird man der Künstlerin jedoch nicht mehr begegnen, in Schwäbisch Hall nicht, in Potsdam nicht und andernorts ebenfalls nicht. Sie starb, wie uns erst dieser Tage bekannt wurde, bereits am 15. August im Alter von 75 Jahren.

Ihren künstlerischen Mittelpunkt fand die Malerin vor gut zehn Jahren in Potsdam. Im Künstlerhaus Puschkin konnte sie bis zu dessen Schließung neben anderen Künstlern ein Atelier nutzen. In ihm entstanden ihre Bilder, Collagen, Zeichnungen oder auch Installationen. Erica Oeckel hat sich in ihrer Auseinandersetzung mit der Kunst nie festgelegt. Sie war für verschiedene Strömungen stets offen. So hat sie ein vielschichtiges Werk hinterlassen. Ihre Arbeiten drücken eine unvermittelte, spontane, auch ironische Weltsicht aus und sind vor allem bildstark in der Erfindung. Als eine ihrer schönsten Arbeiten der vergangenen Jahre kann man „Die Tänzerin“ bezeichnen. Die hohe Kunst des Tanzes stellte die Künstlerin mit bewegender Leichtigkeit dar. Die Farben Blau und Violett dominieren auf diesem Bild. Die Letztere sei für sie Farbe der Verinnerlichung und Vertiefung, die auch bei ihr stattgefunden habe, sagte sie vor einigen Jahren in einem Gespräch mit den PNN. Tanzen hat natürlich viel mit Musik zu tun. Und so hat sie der Tonkunst eine weitere Hommage hinzugefügt: die fast zwei Quadratmeter große querformatige Arbeit „Notenschlüssel“. Sie ist, wie sie selber sagte, die Folge eines wunderbaren musikalischen nächtlichen Traumes.

Erica Oeckel war sich nicht zu schade, bei Galeristen anzuklopfen, damit sie und ihre Arbeiten in Ausstellungen präsent sind. Somit konnte man ihre Bilder in den verschiedenen Galerien Deutschlands betrachten. Erica Oeckels kommunikative Art hatte viel Anregendes. Somit war es ihr auch gut möglich, künstlerisches Wissen Interessierten weiterzugeben, in ihrem Atelier oder bei Workshops. Sicherlich musste man aus dem viel Gehörten und Erlebten sich seine eigenen Gedanken machen. Aber darüber war die Künstlerin stets froh. Klaus Büstrin

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