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Kultur: Mit Bombast

Das Benefizkonzert für eine neue Orgel des Collegium musicum in der Potsdamer Friedrichskirche

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Zunächst hatte sie allein ihren Auftritt. Recht glanzvoll. Im klaren und silberhellen Ton erklang das Instrument. Für diesen Abend wurde die altersschwache Schuke-Orgel der Friedrichskirche auf dem Babelsberger Weberplatz aus dem Jahre 1913, deren heutige Disposition von 1953 stammt, fein hergerichtet. So hatte man nicht den Eindruck, dass die Orgel störanfällig ist. Organist Johannes Kaufhold wandte wohl alle seine geschickten Registrierkünste an, um die Schwächen des Instruments zu kaschieren.

Der junge Kantor der Herz-Jesu-Kirche in Berlin-Zehlendorf spielte zunächst souverän und spannungsreich im Solistischen wie im Zusammenspiel mit dem Orchester „Cyprès et Lauriers“ („Zypressen und Lorbeeren“) des Romantikers Camille Saint-Saëns, den sein Kollege Charles Gounod den „französischen Beethoven“ nannte.

Das Liebhaber-Sinfonieorchester Collegium musicum Potsdam nahm das Werk ins Programm seines Benefizkonzerts für eine neue Orgel in der Friedrichskirche auf. Dem größten Teil der Zuhörer dürfte es wohl kaum bekannt gewesen sein. Auch die anderen Werke, die der künstlerische Leiter und Dirigent des Klangkörpers, Knut Andreas, auswählte, sind selten oder gar nicht in hiesigen Konzerten zu finden: Joseph Haydns Orgelkonzert in C-Dur Hob XVII/I, doch vor allem die 2. Sinfonie von Ottorino Respighi, die unter dem Namen „Kirchenfenster“ in die Musikgeschichte einging.

Triefte schon der zweite Satz von „Cyprès et Lauriers“ weitgehend im Pathos, so steigert Respighi in seinen beschreibenden „Kirchenfenstern“, doch besonders im vierten Satz, das Bombastische. Aber insgesamt vermochte der italienische Komponist durch sein 1927 entstandenes viersätziges Werk, das er auch Impressionen nannte, unter Zuhilfenahme von alten Kirchentonarten plastisch und auch differenziert farbige Glasfenster zum Leben zu erwecken. Sie erzählen Geschichten aus der Bibel und katholische Legenden, von der Flucht nach Ägypten, vom Kampf des Erzengels mit dem Drachen, der Frühmette der heiligen Klara und über Papst Gregor den Großen.

Der zweifelsohne talentierte Knut Andreas versuchte den opulenten Respighi-Apparat wie zuvor den Saint-Saëns in synchroner Kraft zu vereinen. Es gelang ihm jedoch nur in Maßen, die große Palette an Charakteren und Farben, die Respighis Opus auszeichnen, überzeugend wiederzugeben. Hier schien die Partitur noch ein wenig zu üppig bestückt zu sein für den Dirigenten. Nicht immer sauber intonierend und präzis musizierend erlebte man das Collegium musicum, doch war es mit großer Spielfreude bei der Sache, um letztendlich ein orgiastisches Klangerlebnis Wirklichkeit werden zu lassen, das die akustischen Grenzen der Friedrichskirche zu sprengen schien. Respighi schien dann doch ein zu schwerer Brocken für ein Liebhaberorchester zu sein.

Da war man mit Haydns Orgelkonzert besser aufgehoben, auch in Sachen Akustik. Grundsolide war das Musizieren der Musikerinnen und Musiker. Manchmal hätte etwas mehr Leichtigkeit, vor allem im ersten Satz, dem Ganzen gut getan. Johannes Kaufhold spielte das Konzert auf der wenig Glanz versprühenden Altarorgel, die sehr begrenzt Registrierungsmöglichkeiten zulässt, filigran und gut gelaunt.

Eine neue Orgel soll eines Tages in der Friedrichskirche erklingen, die man nicht mit pneumatischer, sondern mit mechanischer Traktur versehen will. Der klassizistische Prospekt bleibt erhalten. Rund 400 000 Euro sind dafür notwendig. Das lobenswerte und sehr gut besuchte Benefizkonzert des Collegium musicum war ein guter Weg, um bei den Finanzierungskosten der Babelsberger Kirchengemeinde behilflich zu sein. Klaus Büstrin

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