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Kultur: Mit feinem Ton

Gambist Daniel Zorzano im Werkstattkonzert

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Am Ende Unzufriedenheit. Aber weniger wegen des musikalischen Vortrages, sondern wegen der Länge. Gerne hätte man noch mehr von Daniel Zorzano auf seiner siebensaitigen Gambe am Donnerstag beim Werkstattkonzert der Instrumentenbauer Valentin Oelmüller und Peter Volkmer in der Jägerstraße gehört. Doch nach knapp einer Stunde war Schluss. Aber in dieser Zeit durchspielte Zorzano die ganze Bandbreite der Gambenliteratur und so konnte man in dieser Hinsicht mehr als zufrieden sein.

Das Konzert von Daniel Zorzano, der in Mexiko geboren wurde und heute in Warschau lebt, war vor allem auch ein Dankeschön an Valentin Oelmüller. Jahrelang hatte Zorzano nach einem Instrumentenbauer gesucht, der mit seiner Arbeit Zorzanos Klangvorstellungen am stärksten entgegenkam. In Oelmüller hat er ihn gefunden, wie er am Ende des Konzertes sagte, und ließ sich von ihm eine Bassgambe nach einem Modell des Franzosen Michel Colichon von 1691 bauen. Auf diesem Instrument, erst vor zwei Wochen fertiggestellt, spielte Zorzano.

Mit einem Prelude von Simpson und einem Andante von Telemann eröffnete er den Abend. Zorzano spielte mit feinem, fast schon zurückhaltendem Ton. Er ließ die Stücke sich entwickeln, ohne zu drängen, dabei auf betonte Langsamkeit bedacht. Fast schon ein intimes Zwiegespräch zwischen Musiker und seinem Instrument, bei dem man jedem Ton nachlauschen wollte. Ein solches Spiel verlangt höchste Konzentration und Rücksicht im Publikum. Die vermisste man in der Werkstatt bei den ersten Liedern leider sehr. Unruhige und herumalbernde Kinder, zu Boden fallende Schlüssel. Ein Zuspätkommender gab sich besonders rücksichtslos und drückte, um noch Einlass zu bekommen, einfach die Werkstattklingel. Derartige Unruhe ist schon für den aufmerksamen Zuhörer ärgerlich, für den Künstler muss das zur Qual werden. Und dass Daniel Zorzano darunter litt, sah und hörte man ihm gelegentlich auch an.

Doch blieben das nur Randerscheinungen, wusste sein Spiel doch insgesamt zu überzeugen. „Harke, harke“ vom alten Haudegen Tobias Hume, oft kraftstrotzend und äußerst selbstbewusst gespielt, gestaltete Zorzano als ein eher stilles Lied, dem trotzdem die nötige Kraft nicht fehlte. Marin Marais „Les voix humaines“ war von einer derartigen Gelassenheit, dass man hier in den Pausen zwischen den Tönen fast schon glaubte, den Atem dieser gespielten menschlichen Stimme zu hören. Zum Schluss, überraschend ins Programm genommen, noch einmal Marais. Zusammen mit der Berliner Gambistin Waltraut Gumz spielte Zorzano „Tombeau Pour Mr de Sainte Colombe“. Die spontane Entscheidung der beiden, zusammen zu spielen, war ein Glück für den Zuhörer. Ein getragener Dialog zwischen zwei Gamben, bei dem vor allem Waltraut Gumz“ Spiel eine tiefe und warme Ruhe ausstrahlte, von der sich Zorzano leichthin tragen ließ. Davon hätte man an diesem Abend gern noch mehr gehört. Dirk Becker

Das nächste Werkstattkonzert mit Sara Perl und Niklas Trüstedt auf zwei siebensaitigen Bassgamben findet am Samstag, 26. April, um 19 Uhr in der Jägerstraße 23 statt. Der Eintritt ist frei, um einen kleinen Unkostenbeitrag wird gebeten. Weitere Informationen unter Tel.: (0331) 27 30 289.

Dirk Becker

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