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Kultur: Mit Händel und Haydn

Joachim Walter spielte mit der Kammerakademie

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Der seit Januar dieses Jahres an der Friedenskirche Sanssouci wirkende neue Organist und Kantor Joachim Walter hat bereits im April die Kammerakademie Potsdam als Dirigent bei Proben und der Aufführung von Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion kennengelernt. Am Sonntag gab es eine weitere künstlerische Begegnung zwischen dem Kirchenmusiker und dem Orchester der Landeshauptstadt. Diesmal trat Walter als Solist des Kammerakademie-Konzerts an seinem Arbeitsort, der Friedenskirche, auf. Nicht die Tasten und das Pedal der großen sinfonischen Woehl-Orgel hatte er zu bedienen, sondern er begnügte sich mit einem viel bescheidener klingenden Instrument, mit einer Truhenorgel. Joachim Walter konnte sie mitten ins Orchester stellen, um dem auf dem Programm stehenden, eher intim klingenden Werken von Georg Friedrich Händel eine dichte Gemeinsamkeit zu verleihen.

Zwar galt Händel zu Lebzeiten als bedeutender Organist, doch angemessene Kompositionen in Sachen Orgelmusik hat er nicht hinterlassen. Man spürt, dass er sie zumeist als Pausenfüller innerhalb von Opern- und Oratorien-Aufführungen kreierte, als hübsche Spielmusiken. Neben dem für den Organisten selten ergiebigen, etwas behäbigen zweisätzigen Concerto grosso D-Dur/d-Moll op. 3/6 konnte Joachim Walter dann vor allem mit dem zauberhaften Orgelkonzert in F-Dur „Der Kuckuck und die Nachtigall“ im Einklang mit dem Instrument und seinen klanglichen Möglichkeiten viel besser sein spieltechnisch souveränes und freudiges Musizieren, die stilistische Feinsinnigkeit sowie eine feine Improvisationskunst im dritten Satz offerieren. Den musikalischen Künsten des Kuckucks und natürlich der Nachtigall wurde eine jeweilige Note verliehen, mit zarten, doch unüberhörbaren Orgelstimmen. Dazu spielte die Kammerakademie unter der Leitung der Konzertmeisterin Meesun Hong Coleman engagiert und kurzweilig.

Bei den Tageszeiten-Sinfonien „Der Morgen“ und „Der Mittag“, die der 29-jährige Joseph Haydn zum Auftakt seines Engagements als Vizekapellmeister am Eisenstädter Hof des Fürsten Esterházy komponierte, können sich die Kammerakademie-Mitglieder dann so richtig ins Zeug legen, bekamen sie doch wunderbares musikalisches Futter vorgelegt. Die Werke lassen auch Haydns Freude an den Fähigkeiten der Musiker seines Orchesters erkennen: Zahlreiche virtuose (darunter viele solistische) Partien schrieb er den jeweiligen Mitgliedern „auf den Leib“.

Die Kammerakademie setzte in der Friedenskirche auf Kontraste, markante Tempi und Genauigkeit. Gemeinsam mit Meesun Hong Coleman schufen sie einen befreiten Klang freudigen Musizierens, der die recht kesse Musik des jungen Komponisten so erregend macht. Die vielen Soli der Werke, die sich an der Concerto-grosso-Form orientieren, belegen das. Wunderbar sinnlich spielte die Konzertmeisterin ihre Soli der 7. Sinfonie, die dem „Mittag“ vorbehalten ist, wie unverwechselbar-weich machte es Jan-Peter Kuschel ihr da auf dem Violoncello nach. Bereits zuvor am „Morgen“, also in der 6. Sinfonie, entfaltete sich Dialogisch-Leichtes zwischen den Musikern. Im Laufe der vier Sätze konnte sich beinahe jedes Instrument mit solistischem Glanz auszeichnen: Sämtliche Holzbläser, Hörner und natürlich die Streicher standen einmal im Vordergrund. Klaus Büstrin

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