Von Richard Rabensaat: Mit Heißluftballons himmelwärts Die Sperl Galerie erkundet ihre neuen Räumlichkeiten mit einer Gruppenausstellung
Ineinander verschlungen sind die monumentalen schwarzen Formen auf dem Bild „Bruderidyll“ von Hans Hendrik Grimmling. Brüder sind auch das Thema eines weiteren Bildes des Malers.
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Ineinander verschlungen sind die monumentalen schwarzen Formen auf dem Bild „Bruderidyll“ von Hans Hendrik Grimmling. Brüder sind auch das Thema eines weiteren Bildes des Malers. Jeweils zwei Bilder von fünf Künstlern zeigt die Sperl Galerie in ihrer ersten Ausstellung in diesem Jahr. Im November vergangenen Jahres hat die Galerie die Räume bezogen, in denen sie zunächst zwei Jahre bleiben möchte.
„Die großen Bilder Grimmling können wir hier nicht zeigen“, sagt Ursula Sperl. Grimmling, der bei Tübke und Mattheuer in Leipzig studiert hat, arbeitet häufig auf nahezu Raum füllenden Leinwänden, gerne auch mit ganz breitem Pinsel. In der Sperl Galerie hat er sich nun auf eine Rahmengröße von weniger als zwei Meter beschränkt. Bei der „Bruderbewegung“ wälzen sich trotz der Beschränkung große, schwarze Formen wie träge Pottwale durch die Fläche.
Ausgangspunkt der Malerei von Grimmling waren allerdings keine abstrakten Formen, sondern kantige Figurenbilder, denen er Titel wie „Die Umerziehung der Vögel“ im Jahre 1978 gab. Erziehungsmethoden der DDR thematisierte der Maler und machte sich damit keine Freunde. Es kam zum Bruch mit Mattheuer, der erst Jahrzehnte später wieder gekittet werden sollte.
Einen ganz anderen Weg ging Malte Brekenfeld. 1966 geboren, studierte er zunächst Biologie, um sich dann nach einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Hilfszeichner an der Kunsthochschule Weißensee doch der Kunst zu verschreiben. Eine Vorliebe für die Biologie ist seinen figurativen Bildern dennoch anzusehen. Den „Schmeißfliegenmann“ umschwirren eben diese Fliegen. An der Hand führt er einen Pfau und einen Hund. „Rocco Bestiano“ kämpft sich auf verschlungenen Pfaden durch den Dschungel und wird dabei von allerlei Grünzeug und Getier bedrängt.
Eine vermittelnde Position zwischen Abstraktion und Gegenständlichem findet sich bei Dieter Zimmermanns „Himmelsleiter“. Zwar steigen die Sprossen der gebogenen Form klar erkennbar himmelwärts, bei näherer Betrachtung aber lässt sich die Figur in ein kleinteiliges Gewimmel aus Körper- und Tierformen, Zeichen und Ornamenten auf. Geschickt spielt Zimmermann mit einer ungeheuren Vielzahl von Einzelformen, ohne dabei das poetische Ganze aus dem Blick zu verlieren. „Die Auswanderer“ von Zimmermann aus dem Jahre 2009 sind wohl nicht als politische Allegorie gemeint, sondern benennen die rätselhaften Versprechen einer unbestimmten Ferne, zu der die Heißluftballons auf dem Bild entschweben.
Mona Höke dagegen verweist den Betrachter auf die eigene Fantasie, wenn er ergründen möchte, was sich „Hinter dem Vorhang“ oder „Vor uns, in uns“ abspielt. Zeichenhafte abstrakte Formen treten auf ihren Leinwänden in einen stillen Dialog.
„Fanny Maria Rupe per Fahrrad“ hat den Aktionskünstler und Maler Hans Scheuerecker interessiert. Fröhlich radelt Fanny durchs Bild und erinnert in ihrer souveränen Vereinfachung ein wenig an die Scherenschnittformen von Matisse. Der gelernte Elektromonteur Scheuerecker aus Eisenhüttenstadt ließ sich seinen Traum vom Künstlertum auch durch eine Ablehnung zum Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden im Jahre 1975 nicht austreiben. Er arbeitete weiter als Aktionskünstler, Bühnenbildner, Maler und Grafiker. 1992 schließlich erhielt er den ersten Kunstpreis für Bildende Kunst des Landes Brandenburg.
Noch bis zum 13. Februar, mittwochs bis sonntags, 12-18 Uhr und in den Konzertpausen des Nikolaisaals in der Sperlgalerie in der Wilhelm-Staab-Straße 10/11
Richard Rabensaat
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